FDGB-Pokal 1973/74 - Halbfinale-Hinspiel: BFC Dynamo - SG Dynamo Dresden 1:0

Entscheidung nach Doppelpaß
Nach langer Zeit wieder einmal Flutlicht-Atmosphäre in Berlin. Die Fußballfreunde der Hauptstadt dankten es mit sonst nicht gewohntem zahlreichen Besuch. "Im Pokal wollen wir unsere Chance mit aller Konsequenz nutzen, wie wir es schon gegen den 1. FC Magdeburg bewiesen haben", hatte BFC-Vorsitzender Manfred Kirste die verständlichen Ziele des Gastgebers abgesteckt, nachdem die Felle auf einem Vorderplatz in der Meisterschaft weggeschwommen sind. Die Berliner konnten dann auch den Titelträger knapp bezwingen, der immerhin im Pokal auf fremdem Boden (3:2 in Gera, 1:1 in Aue, 0:0 beim FCK) ungeschlagen blieb und außerdem die vergangenen drei Auswärtspunktspiele gewann (3:2 in Frankfurt, 3:0 in Magdeburg und 2:1 in Cottbus). Das 1:0 des BFC hat also schon einiges Gewicht. "Natürlich, ein zweites Tor wäre noch besser für uns gewesen, aber dennoch freue ich mich über unseren Erfolg. Es war ein zusätzliches Geschenk für mich, die erste Hälfte sozusagen, die zweite folgt hoffentlich in Dresden", meinte BFC-Mannschaftsarzt Dr. Wolf-Dieter Albrecht, der am Spieltag seinen 38. Geburtstag (bei den Dresdnern wurde Gert Heidler 26) feierte.

Übrigens waren Doktoren und Masseure während und nach den 90 Spielminuten über Gebühr beschäftigt. Ebenso ein Beweis für die übergroße Härte wie die gelben Karten für Wätzlich (vierte Verwarnung der Saison), Schmuck, Boden (der offizielle DFV-Beobachter Fritz Kopeke: "Sein Wutausbruch sowie sein weites Ballwegschlagen nach einem völlig berechtigten Freistoßpfiff waren herausstellungsreif!") und Schütze. Einer der wenigen spielerischen Höhepunkte führte auch zum einzigen Tor. Weber und Schütze ("Das Überraschungsmoment für die Dresdner Verteidigung war offensichtlich!") setzten sich auf der linken Seite mit einem Doppelpaß in Szene, die Eingabe wurde von Johannsen an der Strafraumgrenze angenommen. Mit einem scharfen Schrägschuß ließ er Boden nicht die Spur einer Chance. Nach der Pause war den Dresdner Aktionen anzumerken, daß mit Energie die Wende oder zumindest der Ausgleich angestrebt wurde, aber die Gäste konnten den zeitweiligen Dauerdruck nicht durch überlegte spielerische Handlungen ergänzen. "In dieser Hinsicht waren wir vier Tage zuvor beim 3:2 in Frankfurt besser im Bilde", schätzte Trainer Walter Fritzsch die Leitung seiner Elf im zweiten Abschnitt ein.

BFC Dynamo:
Creydt; Carow; Ullrich, Trümpler, Schütze █; Lauck, Terletzki, P. Rohde; Weber, Johannsen (15. Riediger), Schulenberg
SG Dynamo Dresden:
Boden
; Dörner; Schmuck , Sammer, Wätzlich ; Hafner, Geyer (7l. Schade), Ganzera; Heidler, Riedel, Kotte

1:0 Johannsen          (16.)

Schiedsrichter:        Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             21.000


Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 05.02.1974