FDGB-Pokal 1972/73 - Viertelfinale (Rückspiel): BFC Dynamo - FC Hansa Rostock II 2:1

Die Hansa-Talente forderten den BFC Dynamo! / Am Ende aber setzte sich erwartungsgemäß die größere Erfahrung des BFC Dynamo durch / Ligavertreter operierte geschickt aus der Abwehr heraus
In der Begegnung Nummer zwei im Sportforum Berlin zehrten die Berliner lange von ihrem Vorsprung. Jawohl, die Rostocker, diesmal mit den äußerst aktiven Seering und Radtke, zeigten sich auch aus der Verteidigungsstellung heraus nicht minder gefährlich. Sie zogen sich vom Ergebnis her gegen eine freilich diesmal nicht so konzentrierte BFC-Mannschaft achtbarer aus der Affäre als im Hinspiel. Alles schien sich gegen den BFC verschworen zu haben, denn in der 71. Minute knallte Johannsen sogar einen Handstrafstoß gegen die Latte. "Irgendwie hatte sich doch nach dem klaren Rostocker Vorsprung eine allzu große Selbstsicherheit eingeschlichen." So sagte es BFC-Trainer Günter Schröter. "Später, nach dem so viel danebengegangen war, hatten wir es dann schwer, noch den Faden zu finden." So war der BFC in seinem Rostocker Konterspiel erfolgreicher als mit der feldüberlegen gestalteten Berliner Partie. In Rostock gab es (BFC zuerst genannt) 8:9 Ecken, in Berlin 14:1. In Rostock registrierten wir 6:7 gehaltene Schüsse, in Berlin 14:6.

Die weiteren interessantesten Gegenüberstellungen: Lattenschüsse: Rostock 0:0, Berlin 1:1; Schüsse, bei denen Verteidiger für den Torwart retten mußten: Rostock 0:1, Berlin 3:0. Wie sehr die jungen Hansa-Spieler den BFC forderten, zeigt unter andern die Tatsache, daß Schulenberg und Johannsen mehrfach die Positionen tauschen mußten. Einfach deshalb, weil sie mit ihren Verteidigern nicht zurechtkamen. Im Berliner Spiel hatte Schulenberg bessere Form als in Rostock, dennoch bereitete ihm Brüsehaber vor der Pause mehr Schwierigkeiten als ihm lieb waren. Im ersten Treffen dienten die Auswechslungen mehr der Schonung, im zweiten aber eindeutig der notwendigen Auffrischung und Forcierung des eigenen Spiels, was im Falle Weber durchschlagenden Erfolg zeitigte. Am Ende setzte sich die Routine gegen das Talent durch. Insgesamt blieb der Eindruck von zwei spannenden, abwechslungsreichen Pokalbegegnungen. Diese Feststellung darf bei allen zutage getretenen Mängeln wohl mit gutem Recht getroffen werden.


BFC Dynamo:
Creydt; Brillat; Stumpf, P. Rohde, Hübner; Becker (60. Filohn), Schütze, Terletzki; Schulenberg, Netz (78. Weber), Johannsen
FC Hansa Rostock II:
Metelmann; Seering; Wandtke, K. Albrecht, Brüsehaber; H. Albrecht, Scharon, Zuck; Ahrens, Rodert, Radtke

0:1 Ahrens             (32.)
1:1 Johannsen          (84.)
2:1 Terletzki          (87., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Neumann (Forst)
Zuschauer:             1.000


Günter Bonse, Neue Fußballwoche, 28.12.1972