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Lok ernüchterte die Gastgeber In der letzten
Viertelstunde wollten die Berliner offenbar alles aufholen, was sie vorher versäumt hatten. Der 1. FC Lok, in der vorangegangenen Zeit sehr selbstbewußt und sich seiner Mittel sicher, geriet doch noch arg unter Druck,
vielleicht auch deshalb, weil er nach dem 2:0 in zu starkem Maße darauf bedacht war, den Vorsprung zu behaupten. So gab es für die Leipziger noch einige Schrecksekunden, als Netz zweimal aus Nahdistanz (86., 87.) vergab.
Erstaunlich, daß der BFC-Mittelstürmer auch nach seinem Anschlußtreffer nicht abgeklärter wurde und (wie übrigens auch viele andere in den Dynamo-Reihen) häufig durch Überhast alles verdarb. Insgesamt gesehen zeigte der Gast
die weitaus bessere Linie in seinem Spiel. Lok-Cheftrainer Horst Scherbaum brachte es auf einen Nenner: "Durch diszipliniertes Auftreten jedes einzelnen wurde unsere taktische Marschroute gut realisiert."
Dazu gehörte ein ungemein großes Laufpensum der Mittelfeldspieler, die es verstanden, im geeigneten Augenblick mit vor dem gegnerischen Tor aufzutauchen, um Matoul und Löwe zu unterstützen. Wie variabel der 1. FC Lok
auftrumpfte, beweist ebenfalls die Tatsache, daß sowohl beim 1:0 als auch beim 2:0 sich Verteidiger Sekora an der Vorarbeit beteiligte. Die meiste Mühe hatte die Dynamo-Deckung jedoch mit dem antrittsschnellen, tatenfreudigen
Löwe, der in dieser Form gewiß wieder für die Nationalmannschaft ins Gespräch kommen sollte. Sein Widersacher Hübner konnte ihm nur selten Fesseln anlegen. Ein Musterbeispiel an Einsatzbereitschaft und Willensstärke war beim
Sieger auch der 30jährige Frenzel, an dessen Seite der zehn Jahre jüngere Altmann sich gleichfalls gut in Szene setzte.
Das Spiel der Berliner litt zumeist unter seiner Einförmigkeit. "Lok konnte sich in der Abwehr bald auf unsere hohen Eingaben einstellen, zumal es uns in der torgefährlichen Zone an energischem Einsatz fehlte",
meinte BFC-Cheftrainer Günter Schröter. Auch mit Schüssen aus der zweiten Reihe war es beim Gastgeber schlecht bestellt. Bedrohlich wurde es für die Leipziger, als Kopfbälle von Schütze (10.) und Trümpler (26.) am Außennetz
bzw. in den Armen des aufmerksamen Friese endeten. Nach der Pause schien sich Dynamo dann endlich doch der Gefahr eines Pokal-K.o. bewußter zu werden. Vor allem Terletzki steigerte sich. aber die von Gießner umsichtig
organisierte Hintermannschaft behielt im großen und ganzen die Übersicht. zumal es stets von Neuem Entlastung durch plötzliche Gegenattacken gab, von denen eine dann zum 2:0 für Lok und vollends zur Ernüchterung des BFC führte.
BFC Dynamo:
Lihsa; Brillat; Stumpf, Trümpler, Hübner; Becker, Terletzki, Schütze (66. Filohn); Schulenberg, Netz, Johannsen 1. FC Lok Leipzig:
Friese; Sekora, Gießner, Gröbner, Fritsche; Altmann, Moldt (46. Geisler), Frenzel, Lisiewicz; Matoul, Löwe
0:1 Löwe ( 9.)
0:2 Frenzel (72.) 1:2 Netz (78.)
Schiedsrichter: Kunze (Karl-Marx-Stadt) Zuschauer: 4.000
Hans Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 13.03.1973

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