FDGB-Pokal 1970/71 - Halbfinale: BFC Dynamo - FC Carl Zeiss Jena 1:0

Niemand soll sagen, Pokalspiele haben nun mal solchen Charakter. Die das behaupten, sind vermutlich die gleichen, die dem Fußballsport immer eine "besondere" Rolle einräumen wollen. Wer den Weg zum Sportforum der Hauptstadt eingeschlagen hatte, um ein Spiel von Klasse zu sehen, wurde schon in der ersten Halbzeit eines Schlechteren belehrt. Kampf, wuchtiges Hin und Her, Freistöße über Freistöße. Konnte überhaupt mal ein Spieler einen Spurt mit dem Ball am Fuß ohne Sturz überstehen? Auch der meisterhafte Freistoß aus 22 Metern vom BFC-Spieler Terletzki (solch ein Tor sieht man nicht alle Tage) konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß viel Leerlauf beiderseits im Spiel war.

Und wer immer noch nicht erkannt haben sollte, woran unser Fußball generell krankt - deutlicher konnte man es nicht vorgeführt bekommen: Mit ungeheurem Aufwand an Laufarbeit und Kraft mühten sich die Berliner und Jenaer um Torchancen. Was dabei herauskam? Ein Freistoßtor... Gewonnen ist gewonnen, könnten die Berliner sagen. Wir haben doch zuletzt mächtig das BFC-Tor berannt, könnten die Jenaer bemerken. Das ändert nichts daran, daß mit solchen wenig ideenvollen, spielerischen Leistungen auf dem Weg zur Spitze (einige Spieler ausgenommen) nicht gut voranzukommen ist. Was muß man sich von einem Halbfinalspiel versprechen! Schließlich gilt es ja ein wenig weiter zu schauen - Blickrichtung Europapokal... Der BFC war zumindest in der kämpferischen Einstellung zielbewußter eingestellt als die Thüringer, die ihr Ausscheiden bei sich selbst suchen müssen. Auch sie hatten genug Möglichkeiten.

BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf; Trümpler, Brillat, Filohn; Mielke, Hall, Rohde; Fleischer (20. Terletzki),  Labes, Johannsen
FC Carl Zeiss Jena:
Blochwitz; Kurbjuweit; Rock, Irmscher, Preuße (64. W. Krauß); Strempel, Schlutter (87. Werner), Weise; P. Ducke, Scheitler, R. Ducke

1:0 Terletzki          (36.)

Schiedsrichter:        Glöckner (Markranstädt)
Zuschauer:             8.000

Joachim Pfitzner, Neues Deutschland, 13.05.1971