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Becker behielt die Nerven Die Sorgen von
Wismut-Trainer Wolfgang Seifert vor dem Spiel waren allzu verständlich, immerhin mußten in Berlin vier bewährte Stammspieler ersetzt werden (Krause, Reinicke, Trommer und Urban). Wie sich dann der Liga-Vertreter trotz allem aus
der Pokalatmosphäre zog, verdient alle Achtung. "Trotz dieser Niederlage habe ich den Jungen mein Kompliment ausgesprochen", erklärte deshalb auch Trainer Wolfgang Seifert nach dem Spiel. "Die
Mannschaft hat ihr Bestes gegeben, in sportlicher Haltung verloren." Vor allem in der Abwehrarbeit hinterließen die Thüringer einen recht guten Eindruck. Geschickt gestaffelt, verstand man immer wieder die Maschen zu
weben, in denen sich die Angriffszüge des BFC verfingen. So organisierte Ausputzer Heetel lange Zeit recht erfolgreich, der hochgewachsene Korn hielt Schulenberg gut unter Kontrolle und auch Kosmanek, Hergert und Hoppe
erfüllten ihre Abwehraufgaben.
Allerdings blieb die Angriffswirkung bei den Gästen sehr gering, da sich weder Sänger noch Spohn durchsetzen konnten. Die einzige Chance besaßen die Gäste schon in der 13. Min., als Carow
einen derben Schnitzer beging, aber Richter scheiterte an Torhüter Bräunlich, der dabei letzten Einsatz riskieren mußte und ohne Verschulden des Wismut-Stürmers wegen einer Platzwunde am Kopf vom Felde mußte. So diktierten die
Berliner ganz eindeutig das Spielgeschehen, wobei vor allem die Anfangsphase recht hoffnungsvoll aussah. Hier wurde bereits aus der Abwehr heraus das Spiel sehr weiträumig über die Flügel gestaltet, viele hoffnungsvolle
Situationen herausgespielt, die aber durch mangelhafte Konzentration oder überhastet vergeben wurden. Außerdem war Wismut-Torhüter Heinzel ein reaktionsschneller Schlußmann.
"Die Wismut-Mannschaft, der ich für ihr faires Spiel Anerkennung zollen möchte, erwies sich als ein unbequemer Widersacher, der die Abwehrarbeit recht geschickt aufzog",
urteilte BFC-Trainer Fritz Bachmann. Aber es war abzusehen, daß auf Grund der starken Belastung in der Wismut-Abwehr doch Fehler und Schwächen auftreten würden. "Ich nahm nicht an, daß wir kräftemäßig diese hohe Belastung bis zum Schluß durchhalten werden",
äußerte sich Wismut-Trainer Seifert bereits zur Pause. Und obwohl die Gäste nach dem Wechsel, von einigen Fehlern im Spielaufbau der Berliner profitierend, einige geschickt angelegte Konterzüge aufbauten, der BFC kam immer
stärker auf. Mittelfeldspieler Becker machte seinen Stürmerkameraden dann das Toreschießen vor. Bei einer turbulenten Szene im Strafraum war er bei einem zurückspringenden Ball zur Stelle und verwandelte mit plaziertem
Flachschuß. Am verdienten Dynamo-Sieg gab es keinen Zweifel.
BFC Dynamo:
Bräunlich (13. Lihsa); Stumpf, Schneider, Carow, Hall; Becker, Rohde, Fleischer; Lyszczan, Schulenberg, Weber (65. Labes) BSG Wismut Gera:
Heinze; Egerer, Heetel, Korn, Kosmanek; Hoppe, Hergert, Richter; Spohn, Sänger (65. Hermus), Feetz
1:0 Becker (82.)
Schiedsrichter: Zülow (Rostock) Zuschauer: 2.000
Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 15.12.1970

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