FDGB-Pokal 1960 - Achtelfinale: SC Empor Rostock - SC Dynamo Berlin 1:0

SC Empor im Viertelfinale / Dynamos Anstrengungen kamen zu spät
Am Mittwoch im FDGB-Pokalspiel wurde erneut bewiesen: die Berliner Dynamo-Elf ist nervlich "vorbelastet", wenn es gilt, im Rostocker Ostseestadion gegen den SC Empor zu bestehen. Zweifellos haben die Berliner im Vergleich zu den leistungen des letzten Punktspieles gegen die Ostseestädter erheblich an Kampfkraft uns spielerischer Linie gewonnen. Dennoch - die erste Halbzeit sah Dynamo meistens in arger Bedrängnis. Die Spieler waren unbeweglich, sie wirkten geradezu steif gegenüber dem mustergültigen Kombinationsspiel der Rostocker. Die Platzbesitzer waren so stark überlegen, daß zum Beispiel Seitenläufer Schaller, er spielte für den verletzten Minuth, sich stets um das Angriffsspiel bemühen konnte, daß selbst Verteidiger Schmidt bei Torschüssen für gefährliche Situationen sorgte. Alle Dynamo-Spieler, mit Ausnahme von Poklitar, mußten in der Abwehr aushelfen. Die Ursachen? Rostocks Abwehr beherrschte souverän den Gäste-Sturm und die Läufer Pankau und Schaller das Geschehen im Mittelfeld. Mit steilen Pässen schickten sie die Außenstürmer auf Reisen, suchten und fanden die Gasse.

Nur mit letztem Einsatz und nicht immer sportlichen Mitteln (Mühlbächer) wurde oftmals in höchster Not gerettet und es blieb bei der mageren 1:0-Führung durch Ernst. Doch was sich gegen Ende der ersten Halbzeit schon andeutete, fand im zweiten Spielabschnitt seine Bestätigung. Die Abseitsfalle der Berliner hatte sich eingespielt, und Rostocks Stürmer erwiesen sich gegen diese taktische Variante mehrfach als hilflos. Dadurch wurde das schnelle, verwirrende Steilspiel unterbrochen, und der Querpaß rückte in den Vordergrund. Und als endlich aus der Berliner Abwehr heraus präzisen Vorlagen an den Sturm weitergereicht wurden, war der knappe Vorsprung mehrfach bedroht. Die Eckbälle von Schröter - auch er mußte von Schiedsrichter Müller verwarnt werden - bedeuteten höchste Alarmstufe für die Rostocker. Angeschnitten schwebten seine Eckstöße heran, und Bley riß nach einem herrlichen Kopfstoß bereits die Arme hoch, doch Zapf rettete auf der Linie. Dynamos Angriffswucht steigerte sich, Heinsch klärte in höchster Not, und Schmidt und Zapf ergänzten sich in dieser Abwehrschlacht. Sie waren in den Schlußminuten froh, den Endspurt der Dynamos ohne Gegentreffer überstanden zu haben.

SC Empor Rostock:
Heinsch; Schmidt, Zapf, Wruck; Pankau, Schaller; Bartels, Kleiminger, Bialas, Ernst, Drews
SC Dynamo Berlin:
Klemm; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Hofmann, Schröter, Poklitar (70. Thiemann), Bley, Klingbiel

1:0 Ernst              ( 9.)

Schiedsricter:         Müller (Kriebitzsch)
Zuschauer:             12.000

Rolf Rautenberg, Neue Fußballwoche, 16.08.1960