FDGB-Pokal 1959 - Achtelfinale: SC Dynamo Berlin - SC Chemie Halle 3:2

Heine-Sprints bannten Gefahr
Heißer Aufstiegskandidat für die Oberliga ist der SC Chemie Halle. Seine kultivierte Spielweise ist bereits bekannt. Somit waren die Erwartungen gerade in diesem Pokaltreffen verhältnismäßig hoch geschraubt. Soweit es nun den Gast betrifft, waren wir bis zum 1:1 auch durchaus nicht enttäuscht. Es hätte nicht viel gefehlt, und der SC Dynamo hätte weiter als 0:1, vielleicht sogar aussichtslos zurückgelegen. "Hopser" Hoffmann ist ein exzellenter Aufbauspieler und drangvoller Stürmer zugleich. Welzel beweist noch heute ausgezeichnete Qualitäten als dirigierender Mann in der Vorderreihe, und mit dem Flügel Busch/Schmittinger würde nicht nur die Dynamo-Verteidigung ihre liebe Not haben. Man kann es rund heraus sagen: Der SC Chemie machte den Zuschauern in der 1. Halbzeit weitaus mehr Freude. Dennoch biß sich letzthin auch der drangvolle linke Flügel der hallischen Elf an einem Mann die Zähne aus. Nationalspieler Heine demonstrierte gegen den wuchtigen, schnellen Busch und den quirligen Schmittinger sozusagen als letzte Rettung seine Sprinterqualitäten und seine Cleverness, wenn Dorner nicht mehr zu Rande kam.

Beide hallische Tore fielen dann durch kämpferische Einzelleistungen des mit einem prächtigen Schuß ausgestatteten Mittelstürmers Lehrmann. Der Ausgleich, als Weise einen scharfen Flankenball fallen ließ und Bley im rechten Augenblick zur Stelle war, schockierte den Gast etwas. In dem Moment, also gerade noch zum rechten Zeitpunkt, als auch die Kräfte bei Chemie nachließen, bekam Dynamo den rechten Wind. Es kam Leben in die Sturmreihe, und anstatt wie zuvor nur in der Mitte anzurennen, lief jetzt auch das Spiel über die Außen besser - zumindest was Quest betrifft. Er schoß auch ein prächtiges Tor, verwandelte anschließend ebenso bravourös einen Elfmeter. Vergessen wir aber nicht, daß zum soundsovielten Male wieder Schröters Spielerpersönlichkeit und unermüdliches Rackern mit Voraussetzung zum Siege waren. Geradezu bedauerlich, daß mit zunehmender Spielzeit die Zahl der Fouls anstieg und schließlich Bley nach üblem Nachschlagen an Landmann des Feldes verwiesen werden mußte.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke (50. Schäffner), Basel; Hofmann, Bley (??. Platzverweis), Thiemann, Schröter, Quest
SC Chemie Halle:
Weise; K. Hoffmann, Landmann, Heyer; G. Hoffmann, Larisch; Strahl (83, Urbanczyk), Schmittinger, Lehrmann, Welzel, Busch

0:1 Lehrmann           (47.)
1:1 Bley               (49.)
2:1 Quest              (72.)
3:1 Quest              (83., Foulstrafstoß)
3:2 Lehrmann           (89.)

Schiedsrichter:        Neumann (Forst
Zuschauer:             1.500

Götz Hering, Neue Fußballwoche, 04.08.1959