24. Spieltag 2008/09: BFC Dynamo - BFC Preussen 1894 1:1

Wie die Jungfrau zum Kind
Ein Punkt für Preussen - zum Leben möglicherweise zu wenig, zum Sterben sicherlich zuviel. Auch Trainer Ayhan Bilek schien unschlüssig, wie die Sache zu werten sei. "Nicht gewonnen, aber auch nicht verloren", erklärte er diplomatisch. Fakt blieb, daß Dynamo von Hause aus die besseren Individualisten besaß, daß aber der schnelle Platzverweis für Kurbjuweit (der selber den Ball vertändelt hatte) die Vorzeichen ruckartig verkehrte. Angesichts der mehr als 80minütigen Unterzahl war Interimscoach Jörn Lenz nicht unzufrieden: "Ein Kompliment meiner Mannschaft, die super gekämpft hat. Und dann frißt sie am Ende ein solches Schweinetor..." Tatsächlich hatte in einem "grottenschlechten Spiel" (Bilek) Preussens Ausgleich alles andere als in der Luft gelegen.

Auch mit einem Mann mehr konnten die Lankwitzer nicht verbergen, warum sie derart tief im Morast stecken. Statt den Kopf oben zu behalten und den Ball laufen zu lassen, nötigenfalls auch mal hinten herum, kriegten sie das Ding über wenige Meter nicht zum Mitspieler und verstrickten sich in brüderlicher Allianz mit den BFCern in unappetitliche Nahkämpfe. Demzufolge war die Partie alle zehn Sekunden unterbrochen, und ständig mußten beiderseits die Masseure aufs Feld eilen, um die Umgemähten physiotherapeutisch zu behandeln. Fußball gespielt wurde auch ein wenig. Dynamos beste Offensivzeit kam gleich nach der Pause, als Keeper Maus gegen Preiß mehrfach großartig reagieren mußte und Huke einen Ball von der Linie kratzte, ehe Meinhardt mit unnachahmlicher Schußtechnik das Führungstor besorgte.

Das schien's gewesen zu sein für die Preussen, denen beim Aufwärmen der wichtige Orzel mit einer Knöchelblessur ausgefallen war. Doch Dynamo, allmählich der Unterzahl und den Temperaturen Tribut zollend, legte nicht nach. Meinhardt zeigte noch ein paar hübsche Sachen, Preiß kassierte den Preis für den emsigsten Wühler, doch von den Flügeln, wo die jungen Becke und Gerhard durchaus ihre Momente gehabt hatten, kam nichts mehr. Nur auf die Defensive zu setzen, das geht meistens nicht gut. Und so kam Preussen doch noch zum Ausgleich wie die Jungfrau zum Kind. Sechs Spiele sind die Lankwitzer mittlerweile ungeschlagen - doch vier Remis in dieser Serie ermöglichen halt keine großen Sprünge, sondern nur klitzekleine, vorsichtige Schritte. Und die könnten für das Ziel Klassenerhalt ganz einfach zu kurz sein.


BFC Dynamo:
Thomaschewski; Arayici █, Rudwaleit, Zelm, Manteufel; Petrowsky █, Kurbjuweit (10. ); Becke (67. Rauch) █, Meinhardt █, Gerhard (70. Wienbreyer); Preiß █ (84. Ebert)

BFC Preussen 1894:
Maus; Huke (84. Liedtke), Fink, Patton ; Iraki (67. Öztürk), Kessler, Lohmeier (67. Bota), Kirstein ; Senkaya; Avcioglu, Aydin


1:0 Meinhardt          (59.)
1:1 Senkaya            (90.)

Schiedsrichter:        Streich (Rostock)
Zuschauer:             415


Raimund Wilheim, Fußballwoche, 27.04.2009