12. Spieltag 2008/09: BFC Dynamo - TSG Neustrelitz 0:1

Schelenz' sensationeller Reflex / Trotz bester Chancen kassiert der BFC Dynamo die erste Niederlage
Irgendwann erwischt es jeden. Die erste Niederlage des BFC konnte, wer wollte, auf eine Kette unglücklicher Umstände zurückführen. Wobei sich die Frage erhebt, ob ein überragender gegnerischer Torwart, in diesem Fall Schelenz, wirklich ein unglücklicher Umstand ist. Oder die vielzitierte Chancenverwertung: Ist es unglücklich, wenn man ein knappes Dutzend bester Gelegenheiten vergibt, während der Gegner aus zwei Chancen ein Tor macht, also bei 50 Prozent landet? Der enttäuschte BFC-Trainer Uluc sprach klipp und klar, worauf es ankommt bei diesem Sport ohne Stoppuhr und Haltungsnoten: "Tore entscheiden." Und das eine, alles entscheidende hatte nun mal Neustrelitz erzielt. Daß nicht alle Beobachter sich im Klaren waren, ob bei besagtem Treffer der Ball wirklich die Linie voll überquert hatte, das war das Unglücklichste für den BFC an diesem nasskalten Novembertag.

Nach Scholls vor oder hinter dem Strich blockiertem Kopfball spielten zunächst alle weiter, auch der Unparteiische ließ laufen, ehe er seinen aufgeregt mit dem Fähnchen winkenden Assistenten bemerkte. Tor oder nicht Tor, das wird nie restlos zu klären sein. Fakt blieb, daß kurz zuvor die Neustrelitzer zum ersten Mal überhaupt vors BFC-Tor gekommen waren und der freie Wunderlich das Ziel knapp verfehlt hatte (77.). Eingedenk der Chancenschluderei seiner Leute war Uluc da schon Böses geschwant: "Das riecht danach, in einen Konter zu laufen." Die prophetischen Gaben ihres Coaches hätten die Weinroten nicht bemühen müssen, wäre ihnen beizeiten ein Treffer geglückt - nicht allein des Resultats wegen, sondern vor allem, um den gnadenlos defensiven Konkurrenten aus seinem Bunker zu locken.

Aber der BFC kriegte, es gibt solche Tage, einfach keinen rein: Rudwaleits Versuch kratzte Rochow von der Linie (5.), der total freie Kukulies köpfte genau auf den Mann (15.), der gleichfalls unbehelligte Zelm legte sich die Pille zu weit vor (26.), und auch der allein vor Schelenz auftauchende Kurbjuweit scheiterte am famosen Keeper (54.), der später noch gegen Rudwaleit mit einem schier sensationellen Reflex aufwartete (71.). Die Liste dieser Möglichkeiten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie beweist indes, dass Dynamo kein schlechtes Spiel ablieferte - kämpferisch war alles in Ordnung, Kurbjuweit und Petrowsky versprühten die besten Ideen, Preiß stiftete Unruhe mit seinen unorthodoxen Soli, auch Wedemann gefiel in seiner Beweglichkeit, mußte aber raus, weil Uluc auf den an diesem Tag schwächeren Kukulies setzte: "Den sieht man manchmal kaum, und plötzlich macht er ein Tor." Diesmal allerdings nicht.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Arayici (75. Becke), Rudwaleit █, Zelm, Manteufel; Kurbjuweit, Petrowsky, Spork █ (80. Steinert), Preiß; Wedemann (64. Rauch), Kukulies
TSG Neustrelitz:
Schelenz; Lösel, Rochow, Richter; Jacobsen (45. Peucker), Scholl, Vukadin, Simic; Wunderlich (87. Wenzel), Gaudian
, Hollenbach

0:1 Scholl             (82.)

Schiedsrichter:        Rosenkranz (Plauen)
Zuschauer:             701


Raimund Wilheim, Fußballwoche, 17.11.2008