09. Spieltag 2008/09: BFC Preussen 1894 - BFC Dynamo 0:2

Die zwei Gesichter Dynamos / Eine gute erste Hälfte reicht dem Favoriten, zum Sieg über Preussen
Derweil Dynamo anfangs sehr recht und später mehr schlecht seine Pflicht erfüllte, blieb den Preussen nur die Erkenntnis: Wir können einige schlagen, nicht aber einen Gegner dieses Kalibers, der individuell und im Gesamtbild ein ganz andere Klasse verkörpert. Um Dynamo richtig ärgern zu können, hätten die Lankwitzer das 0:0 weit länger halten müssen, in der Hoffnung, den Favoriten irgendwann in Verzweiflung und Ratlosigkeit zu treiben. Mit Kurbjuweits lässig verwandeltem Strafstoß, den übrigens nicht jeder gepfiffen hätte, war jedoch die Sache im Prinzip erledigt. Zumal die Hohenschönhauser clever genug waren, bald darauf ihren besten Angriffszug überhaupt mit dem 2:0 zu krönen. Zu diesem Zeitpunkt sah das Spiel Dynamos noch sehr gefällig aus. Souverän und intelligent ließen Kurbjuweit, Arayici, Meinhardt vor Halbzeit die Kugel zirkulieren, vor allem Petrowsky lieferte da einige grandiose Pässe.

Doch gerade diese Macher büßten nach dem Wechsel an Präsenz und Spielbeherrschung kräftig ein - nur im Gefühl des sicheren Sieges? An dem Systemwechsel nach Sporks Verletzung kann es nicht gelegen haben: hinten nun eine Viererkette mit Kurbjuweit rechts und Steinert links, Arayici auf Sporks Position, Meinhardt auf rechtsaußen, das hatte zunächst ganz gut geklappt. Also doch ein Schuß Überheblichkeit? Jedenfalls war die Dominanz weg, auch hinten. "In der Defensive waren wir anfällig", kritisierte Trainer Uluc, "gerade bei Freistößen und Eckbällen müssen wir besser verteidigen." Tatsächlich hatten die Preussen nun Chancen, einige vage nach Standards, aber auch eine riesige: "Da muß einfach ein Tor fallen", kommentierte Coach Gajda die Szene, in der Senkaya aus wenigen Metern am blitzschnell tauchenden Thomaschewski gescheitert war (63.).

Ein Anschlußtor hätte die Sache vielleicht spannend gemacht, vielleicht aber auch Dynamo wiederbelebt - man weiß es nicht. Jedenfalls besaßen auch schwächelnde Dynamos gegen allmählich aufmachende Preussen genügend Möglichkeiten. Fink klärte gegen Preiß auf der Linie (32.), desgleichen Wenke gegen Rauch (78.), der ganz allein aufs Tor ziehende Rauch schoß vorbei (52.), Wedemann traf den Pfosten (75.). Nachlässigkeiten, die sich der Favorit diesmal locker erlauben durfte. Auch wenn Preussen erneut leicht verbessert wirkte, so ganz das Wahre ist es noch nicht. Es mangelt offenbar an einer klaren Hierarchie, an Leithammeln, die die Unsicheren mitreißen können. Doch wie gesagt: Dynamo war einfach eine Nummer zu groß.

BFC Preussen 1894:
Maus; Uhlig; Fink, Patton
, Loder; Keim (41. Wenke), Kessler ; Bota, Senkaya, Orzel; Kücükodabasi
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Arayici █, Rudwaleit, Manteufel; Kurbjuweit, Petrowsky, Spork (26. Steinert), Preiß; Meinhardt (70. Becke); Wedemann █ (88. Gerhard), Rauch

0:1 Kurbjuweit         (29., Foulstrafstoß)
0:2 Meinhardt          (37.)

Schiedsrichter:        Becker (Kritzmow)
Zuschauer:             486


Raimund Wilheim, Fußballwoche, 27.10.2008