09. Spieltag 2007/08: BFC Preussen 1894 - BFC Dynamo 0:3

Die Abkehr von der Ordnung
Wer die Verhältnisse nicht kennt, mag über diese Trainerworte einigermaßen erstaunt sein: Preussens Hahner wollte "die beste Saisonleistung" seiner Elf gesehen haben, derweil Dynamos Uluc "teilweise viel Leerlauf" bei den Seinen entdeckt hatte. Ein Blick auf das nackte Resultat wirft die Frage auf: Wie passt das zusammen? Es passt schon irgendwie, weil die Verhältnisse halt so sind. Selbst wenn die Lankwitzer sich noch so viel Mühe geben, es reicht einfach nicht, um einen halbwegs konzentrierten Favoriten aus den Latschen kippen zu können. Hahner befand denn auch realistisch: "Wir müssen unsere Punkte gegen andere holen." Gegen diejenigen, die nicht wie Dynamo eine Bank aufweisen, von der die Preussen jeden Einzelnen mit Kusshand nehmen würden. Preussens verbissener wie vergeblicher Kampf wurde erschwert durch den unorthodoxen Referee, der sich in allen Streitfragen gegen sie entschied. Vor Halbzeit übersah Schibull ein Handspiel Littmanns im Strafraum, gleich nach Wiederbeginn zückte er für Paepke, der als letzter Mann Aydinoglu festgehalten hatte, nur Gelb statt Rot, und
unmittelbar vor dem 0:2 war Höche ziemlich eindeutig umgeschubst worden.

Das Sahnestückchen freilich lieferte Schibull mit dem Halbzeitpfiff just in dem Moment, als Preussen einen Freistoß vors Tor schlagen wollte - sagenhaft. Hahner sprach die Dinge an, gestand aber auch: "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen." So ist es. Die Mängelliste war ellenlang und begann ganz vorn - karge fünf Tore hat Preussen bisher erzielt. Weder im Angriff noch im offensiven Mittelfeld besaß einer das Zeug, ein Spiel zu beeinflussen, geschweige denn zu entscheiden. Daß in Preussens munterster Phase Metzke bei Schönwälders Kopfball auf der Linie zu klären hatte (62.), dass Höches Distanz-Volley haarscharf vorbeiflog (64.) und Nitsche an Orzels Eingabe vorbeistolperte (71.) entsprang eher dem Zufall denn zwingendem Spiel. Und wenn dazu hinten Sachen passieren wie Höches Stellungsfehler vor dem 0:1, dann kommt man von der Verliererbahn so schnell nicht herunter. Dynamo wirkte anfangs sehr geordnet, sehr diszipliniert - und ziemlich langweilig. Nur sporadisch gingen Metzke oder Manteufel über die Flügel ab, und Kutriebs Ideen verpufften zumeist. Dennoch schien die Überlegenheit so erdrückend, daß nach Halbzeit der Schlendrian einriß. Die Abkehr von der Ordnung bröselte Uluc detailliert auf: "Zu viel zugelassen, zu passiv, zu weit weg vom Mann." Aber dank seiner individuellen Klasse überstand der BFC die Phase der Verwirrung schadlos, getreu der Weisheit: Spitzenteams gewinnen auch ihre schwächeren Spiele.

BFC Preussen 1894:
Schostock; Sobotta, Höche
, Schönwälder; Ndoja; Orzel, Njie , Pocrnic, Bota; Aydinoglu (56. Berjawi), Zodl (70. Nitsche)
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Paepke █ (87. Gerhard), Rudwaleit, Littmann, Manteufel; llic, Jakowitz; Metzke, Kutrieb, Below (65. Kayser); Ritter (77. Karakaya)

0:1 Jakowitz           (23.)
0:2 Jakowitz           (79.)
0:3 Kayser             (84.)

Schiedsrichter:        Schibull (Templin)
Zuschauer:             434


Raimund Wilhelm, Fußballwoche, 22.10.2007