08. Spieltag 2007/08: BFC Dynamo - Greifswalder SV 04 2:0

Mit Kutrieb aus dem Formtief / Ein deutlich verbesserter BFC Dynamo lässt Greifswald keine Chance
Rätselhaft, wie eine Mannschaft binnen acht Tagen ihr Gesicht wandeln kann. beim 0:1 gegen Yesilyurt noch hohl und stupide, explodierte Dynamo zu einer schier unglaublichen Steigerung, obwohl Trainer Uluc seine Startelf auf nur drei Positionen verändert hatte: Paepke, Below, Ritter rein, Kayser, Karakaya, Rauschenbach raus. Das Geheimnis dieses am Ende völlig verdienten Erfolgs lag jedoch wohl weniger an den Personalien. Weit wichtiger schien, daß das Team als ganzes eine ganz andere, bessere Einstellung verriet - und vor allem, daß der Strippenzieher Kutrieb sein hartnäckiges Formtief offenbar überwunden hat und mit seinen Geistesblitzen die Mitspieler zu einem geschlossen gelungenen Auftritt inspirierte.

Einen kleinen Genius wie Kutrieb besaßen die Greifswalder nicht. Ihr Trainer Zachhuber, Dirigent eines vergleichsweise schmalen Kaders, verwies auf die Ausfälle seiner verletzten Leitfiguren Kampf und Schwandt: "Wir sind nicht in der Lage, sie zu ersetzen." Jedenfalls nicht gleichwertig. Es sah alles ganz hübsch aus beim Aufsteiger, vor allem in den ersten zwanzig Minuten, als die Bemühungen des ungeheuer fleißigen Kapitäns Möller zu zwei vagen Möglichkeiten für Weinmar und Köhn führten. Zachhuber war jedoch ehrlich genug zu bilanzieren: "Wir haben geackert und gekämpft, aber keine zwingenden Chancen herausgespielt." Da half auch das Vorrücken des Abwehrchefs Jahn ins Mittelfeld und des langen Seering in den Angriff nichts. Die Greifswalder Zahnlosigkeit war das Verdienst einer deutlich stabilisierten BFC-Defensive. "Wir haben kompakt und diszipliniert gestanden", lobte Uluc. Rudwaleit sowieso, aber diesmal auch der starke Littmann räumten das gefährlichste rigoros ab und bildeten mit den Abschirmern Ilic und Jakowitz ein ziemlich undurchlässiges Viereck.

Gestützt auf diesen Block startete der BFC seine überfallartigen Angriffe, nicht übermäßig viele und nicht immer präzise, aber durchweg spritzig und leidenschaftlich. Es kann nicht alles klappen. Als Krönung fungierten die beiden Treffer aus dem Bilderbuch: Kutriebs Flanke zum 1:0 kriegt nicht jeder herein, auch Ritters platzierter Kopfball-Abschluß war kein Selbstläufer, und den Konter zum 2:0 könnte man getrost auf die Lehrfilme bannen. Wie schmal allerdings der Grat zwischen Geschick und Ungeschick ist, zeigte, ebenfalls lehrbuchreif, die Schlußphase, als die Boddenstädter hemmungslos aufgemacht hatten: Da versaubeutelten Rauch (83.), Kayser (87.) und Kutrieb (90.) drei glasklare Konter, bei denen der Ball einfach rein mußte. Eine Warnung für alle BFCer, wie schnell man wieder ins Elend rutschen kann, wenn man sich nicht konzentriert.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Paepke, Littmann, Rudwaleit, Manteufel; Jakowitz, Ilic; Metzke (90. Gerhardt), Kutrieb, Below (70. Kayser); Ritter (77. Rauch)
Greifswalder SV 04:
Sadler; Glandt, Jahn, Prieske; Seering; Orend (70. Kasch), Möller, Köhn, Lemke; Weinmar (58. Kusch), Krüger

1:0 Ritter           (31.)
2:0 Ritter           (44.)

Schiedsrichter:      Rosenkranz (Plauen)
Zuschauer:           718

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 08.10.2007