05. Spieltag 2007/08: Berliner TC Borussia - BFC Dynamo 0:1

Klassekopfball von Rudwaleit
Das ganze Elend und die Hilflosigkeit der Borussen verriet eine Aussage ihres Trainers Raickovic: "Die Rote Karte für Dynamo hat uns ein bißchen überrascht." Ach! Nicht etwa, daß der Coach den Feldverweis für Pakner als ungerechtfertigt empfunden hätte -selbst sein BFC-Kollege Uluc fand die Strafe okay. Was Raickovic meinte: Fortan verlor TeBe den ohnehin nur hauchdünnen Spielfaden komplett und taumelte gar noch in eine unnötige, alptraumhafte Niederlage. Das klassische Beispiel, wie eine Überzahlsituation einem ohnehin verunsicherten Team zum psychologischen Ballast und somit zum Nachteil geraten kann. Der Jubel bei Dynamo indes war grenzenlos. Die Hohenschönhausener wußten sehr wohl, daß in einem erbärmlich schwachen Spiel eigentlich keiner den Sieg verdient hatte und daß sie verdammtes Glück besaßen, als der bisweilen unverständliche Unparteiische Bärmann ein klares Umreißen Kadows durch. Thomaschewski nicht mit Strafstoß ahndete (78.).

Weniger Glück war es, wie der überragende Rudwaleit sich zum entscheidenden Kopfball in die Lüfte schraubte, während die Borussen rechts und links wie die Lausbuben zur Seite purzelten. Und Uluc durfte sich im Nachhinein auf die Schulter klopfen, trotz Unterzahl mit Rauch und Kayser ganz frech zwei Stürmer eingewechselt zu haben. "Mutige Signale geben" nannte das der Coach, gestand jedoch ein: "Glück gehört dazu." Genau. Zuvor hatte der BFC offensiv kaum etwas auf die Beine gestellt. Zwar zwang er mit seinem System (drei Mann hinter einer Spitze) TeBe zur Umstellung auf Viererkette, kam aber kaum vielversprechend an den Strafraum. Die frühe Verletzung von Oldboy Lenz (geschwollener Spann) war einem ruhigen Aufbau nicht zuträglich, und Spielmacher Kutrieb hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt.

Etwas gepflegter und zielstrebiger wirkte anfangs das Spiel der Borussen, vor allem dank Petrowsky. Doch neben einigen vagen Chancen erspielten sie nur einen Hochprozentigen: Eher zufällig stand plötzlich der bemühte, aber glücklose Ergirdir in der Mitte völlig frei, wählte jedoch die Galerie-Variante mit dem Außenrist - und verzog (73.). Das war's im Prinzip für die Veilchen, denen es an Besserwissern im Umfeld bekanntlich nicht mangelt. Die Ausfälle von Fuß (den Yilmaz ordentlich, aber natürlich nicht vollwertig vertrat) oder von Thiam wurden als Gründe für die Misere genannt und auch die Gemeinheiten der Gegner und der Schiedsrichter, vor allem aber der Trainer, der dem Team bis heute kein Gesicht, kein System, kein Konzept verliehen habe. Denkbar ist allerdings auch, daß die Mannschaft viel besser einfach nicht ist.

Berliner TC Borussia:
Grell; Steinhauf (55. Steinhage), Wanski, Gottlieb (89. Eckl), Keyser; Scholl (70. Kadow), Petrowsky; Savran, Ergirdir, Avcioglu; Yilmaz
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Littmann, Rudwaleit, Palmer (48. Platzverweis), Rauschenbach; Lenz (16. Below), Jakowitz; Gerhard (66. Rauch), Kutrieb, Metzke; Karakaya (72. Kayser)

0:1 Rudwaleit        (76.)

Schiedsrichter:      Bärmann (Guben)
Zuschauer:           1.460


Raimund Wilheim, Fußballwoche, 10.09.2007