01. Spieltag 2007/08: BFC Dynamo - Lichterfelder FC Berlin 1892 5:3

Unglaubliche 13 Minuten
Der Mensch ist nie zufrieden. Einerseits beklagt er im modernen Fußball manche Langeweile durch die Perfektionierung von Ordnung und Sicherheit. Kommen aber welche daher wie diese beiden, bei denen während einer schier unglaublichen Startviertelstunde im Abwehrbereich kein einziger irgendetwas ordnete, geschweige denn sicherte, dann ist es auch wieder nicht richtig. Und so geriet das Novum, daß es nach 13 Minuten bereits 3:2 stand, schnell ins Kreuzfeuer jener Kritiker, die beiden Verteidigungsreihen dilettantisches Verhalten attestierten. Sie hatten ja recht - wer aber am munteren Trefferreigen seinen Spaß hatte, und das waren nicht wenige, der wird anmerken, daß auch Geschenke erstmal reinzumachen sind.

"Spektakulär, kurios, wie man will", beschrieb mit süßsaurer Miene LFC-Trainer Wolf das Erlebte, das ihm eine Gewißheit verschafft haben dürfte: Mit dieser Abwehr werden die Lichterfelder ihren gehobenen Ansprüchen kaum gerecht werden können. Die Verletzungen von Isakowitz und Antons haben eine tiefe Schneise der Verunsicherung geschlagen. Dem Unglückspärchen Prevoteau/Neugebauer in der Mitte half niemand, schon gar nicht der zappelige Torwart Peter, der mindestens das erste Gegentor verhindern mußte. Bis zum Schluß mühte sich der offensiv recht gefällige LFC, und Felsenbergs Kopfball, von Manteufel auf der Linie gestoppt (86.), hätte die Sache noch einmal aufkochen können. Aber Sliwas Blackout beim Platzverweis signalisierte dem LFC, was jetzt vorrangig zu tun ist: die Spieler nervlich-moralisch wieder aufbauen. Und vielleicht einen starken Verteidiger besorgen.

Besonnene BFC-Köpfe werden das Resultat nicht überbewerten - so leicht wie diesmal wird es selten sein. Und daß praktisch jeder Schuß einen Treffer bedeutet, kommt auch nicht alle Tage vor. Trainer Uluc weiß es und legte, kritisch wie gewohnt, den Finger auf eine Wunde, die im Freudentaumel unterzugehen drohte: "Wir haben drei Gegentore nach Standards bekommen, das geht nicht." Freilich wird dem Coach auch einiges gefallen haben. Zum Beispiel, wie das Stopperduo Rudwaleit-Jakowitz sich allmählich festigte, wie klug Ilic und der teilweise geniale Kutrieb den Gegner aufrissen, wie frech der junge Metzke debütierte und wie sich Kayser als Kilometerfresser profilierte. Und ein gestandener Verteidiger lauert noch: Palmer ist nächsten Sonntag letztmals gesperrt.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Littmann, Rudwaleit, Jakowitz, Rauschenbach; llic, Lenz; Metzke (68. Manteufel), Kutrieb, Kayser (87. Gerhard); Rauch (78. Ritter)
Lichterfelder FC Berlin 1892:
Peter; Bruckmann (46. Voß), Prevoteau, Neugebauer, Sliwa (81. Platzverweis); Senol (76. Vilsyik), Felsenberg, Leitgeb, Preiß (76. Busse); Öztürk, Schrödter

1:0 Kutrieb          ( 2.)
2:0 Rudwaleit        ( 4.)
2:1 Schrödter        ( 5.)
3:1 Rauch            (10.)
3:2 Schrödter        (13.)
4:2 Kutrieb          (44.)
5:2 Kayser           (45.)
5:3 Neugebauer       (82.)

Schiedsrichter:      Schramm (Magdeburg)
Zuschauer:           802


Raimund Wilheim, Fußballwoche, 13.08.2007