22. Spieltag 2006/07: BFC Dynamo - MSV Neuruppin 1:1

Ausgleich aus dem Nichts
Vor diesem sogenannten Sechs-Punkte-Spiel waren die Erwartungen hoch bei Dynamo. Vielleicht zu hoch. Das Team, nicht besser und nicht schlechter, als der Tabellenstand es aussagt, hielt den Erwartungen nicht stand. Statt des erhofften Befreiungsschlags gab es nur ein Remis, das im BFC-Lager allgemein als kümmerlich empfunden wurde. Ansatzpunkte zur Kritik boten sich haufenweise, von spielerischer Armut (Präsident Weinkauf) über schwächliches Zweikampfverhalten (Ex-Meistercoach Bogs) bis hin zum fehlenden Durchsetzungsvermögen (Trainer Uluc). Nicht allein das Resultat schmerzte, sondern vor allem die Art und Weise, wie es zustande gekommen war. Immerhin: Am Willen und Engagement mangelte es dem BFC keineswegs. Eher schon an Klasse und, merkwürdigerweise, auch an Kraft; nach dem Abpfiff einer Partie mit Normaltempo klappten einige zusammen wie die Rasiermesser.

Vor allem aber wußte Uluc genau: "Solche Spiele sind Nervenspiele." Und eine Sache des Selbstvertrauens. Sonst wäre der furios gestartete BFC durch das Gegentor nicht so rettungslos aus der Bahn geflogen. Mit drei Spitzen, unter ihnen der starke Ritter, hatte Dynamo anfangs auf überfallartige Attacken gesetzt. Der Überraschungs-Mittelstürmer Schmele war auch einmal frei durch, Fraufarth kam rechtzeitig raus (12.). Jedoch lief der BFC mit seiner Taktik ins offene Messer, weil hinten nichts stimmte. Die fröhlich konternden Neuruppiner benötigten einen langen Ball, um Dynamos Deckung ein-zureißen. Riesige Kopfballchancen für Saalbach (11.) und Wagner (17.) kündigten das Führungstor an, bevor es wirklich fiel. Und bald darauf verfehlte Wolchow das lange Eck nur haarscharf (29.); von einem 0:2 hätte der BFC sich kaum mehr erholt.

Zur Pause brachte Uluc zwei neue Leute und stellte radikal um: nur noch zwei Spitzen, Schmele nach rechts, Palmer nach hinten. "Von da an haben wir nichts mehr zugelassen", lobte der BFC-Coach. Das ist wohl wahr; nur war es fortan auch mit dem Angriffsschwung vorbei. Der Ausgleich, eingeleitet immerhin vom nur alle zehn Minuten einen guten Paß spielenden Kutrieb, fiel wie aus dem berühmten Nichts. Darüber hinaus gab es lediglich eine Dynamo-Chance, als dem freien Jakowitz der Ball in die Arme des Torwarts versprang (79.). Ansonsten plätscherte alles so dahin; die Brechstange blieb im Kasten. Weil auch der MSV nach Halbzeit nichts mehr unternahm, geriet ein unterhaltsamer Kampf zum zähflüssigen Krampf. "Nicht einen richtigen Torschuß mehr" hatte Trainer Lieberam gesehen. Und: "Wir haben nicht mehr für die nötige Entlastung gesorgt." Was sich schließlich rächen sollte.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Rudwaleit, Lenz, Benbrahim (46. Krznaric); Jakowitz, Palmer, Kutrieb (84. Paepke), Manteufel; Ritter, Schmele, Strana (46. Kovacic)
MSV Neuruppin:
Fraufarth; Schröder; Krüger, Bettels, Saalbach; Wolchow, Geils, Collins (75. Walle), Voß; Wagner (60. Hinzer), Eggert (84. Weller)

0:1 Eggert           (21.)
1:1 Ritter           (71.)

Schiedsrichter:      Barsch (Wismar)
Zuschauer:           541


Raimund Wilheim, Fußballwoche, 02.04.2007