13. Spieltag 2006/07: BFC Dynamo - Ludwigsfelder FC 2:3

Dynamo in der falschen Spur
Das Resultat suggeriert ein Drama, das in Wahrheit nicht stattgefunden hat. Dramatisch war einzig die katastrophale Darbietung des BFC, der 76 Minuten lang apathisch vor sich hin torkelte, ehe Kaysers Anschlußtreffer seine letzten Lebensgeister weckte und ihn wenigstens die Brechstange hervorkramen ließ, Aber es war zu spät: Das Kind lag längst im Brunnen. "Keine Einstellung, kein Zweikampfverhalten, keine Laufbereitschaft", moserte Trainer Rentzsch, unter dessen Regie es drei Remis und nun diese Niederlage gab. Allmählich wird es kritisch. Jedoch: "Einige Spieler sind mit ihren Gedanken woanders", sprach der Coach. "Sie haben nicht begriffen, daß der BFC absteigen kann." Und tatsächlich: So schlapp und blutleer, wie der BFC sich präsentierte, muß man das Schlimmste befürchten.

Spielkulturell ohnehin kein Marktführer, brachen ihm diesmal auch seine Standbeine Kampfgeist und Dynamik weg. Selbst die einst so kompromißlose Abwehr glich einem Torso. "In einem Heimspiel kriegen wir drei Kontertore...!", stöhnte Rentzsch. Im Mittelfeld fehlten ein Konzept und ein Kopf. Wer den Ball bekam, nahm ihn an, legte ihn sich zurecht, schaute sich um - Tempofußball anno 1950. Direkt spielte keiner. Die Offensiven gaben sich Mühe, in Szene gesetzt wurden sie kaum. Suwary, vor Halbzeit stark, nach Halbzeit schwach, köpfte bei der besten BFC-Chance an die Latte (41.), Kayser (mit links, 35.) und Manteufel (mit rechts, 38.) bekamen das Ding jeweils auf den falschen Fuß und droschen weit vorbei. Pech und Unvermögen mündeten in Resignation.

Daß Dynamo mental in die falsche Spur geriet, lag auch an einem stark auftrumpfenden LFC,  dessen Trainer Löbenberg erfreut resümierte: "Gute Konter, cleverer Abschluss, eine Bilderbuch-Kombination vor dem zweiten Tor." Das sah in der Tat nach Fußball aus, inszeniert von Typen, wie der BFC sie nicht besaß: zum Beispiel Meinhardt, der nicht nur gute Szenen hatte - aber entscheidende. Oder wie Rauch, den man nicht weglassen durfte, sonst glänzte er mit Überlegung und Eiseskälte vor dem Kasten. Darüber hinaus verblüffte Ludwigsfelde lange Zeit mit konzentrierter, souveräner Abwehrarbeit, obwohl in der zentralen Verteidigung kein einziger Hüne zu finden war und den insgesamt guten Eidtner manchmal der Teufel ritt. "Zum Schluß haben wir uns selbst das Leben schwer gemacht", bemängelte Löbenberg die unnötige finale Zitterei, die Dynamo allerdings keine klaren Chancen bescherte. Ein Remis hätte auch einem schlechten Witz geglichen...

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Rudwaleit, Lenz, Palmer; Marjanovic (37. Steinich), Benthin, Boese, Manteufel; Suwary (75. Wienbreyer); Kayser, Fricke (46. Jahn)
Ludwigsfelder FC:
Petereit; Klatt, Eidtner, Ruprich; Alber; Gerhard (89. Leeshue), Grötsch (60. Franke), Hinze, Rehausen; Rauch, Meinhardt (82. Hebestadt)

0:1 Rauch            ( 9.)
0:2 Hinze            (30.)
0:3 Rauch            (68.)
1:3 Kayser           (77.)
2:3 Jahn             (84.)

Schiedsrichter:      Klemm (Gröditz)
Zuschauer:           308


Raimund Wilhelm, Fußballwoche, 20.11.2007