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03. Spieltag 2006/07: Berliner Athletikklub 07 - BFC Dynamo 3:1

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Ansätze von Klassefußball
Ob es den Bossen des neuen BAK nun schmeckt oder nicht, mit Darbietungen wie dieser wächst ihre Elf unaufhaltsam in die Rolle des Topfavoriten hinein. Nicht allein das Resultat, sondern die Art und Weise, wie der dritte Saisonsieg herausgespielt wurde, hinterließ bei allen Beobachtern mächtig Eindruck. Und das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht. Das in ungesunder Hast zusammengebastelte Team, das schon verblüffend geschlossen und harmonisch auftritt, wirkt, als könne es jederzeit zulegen, wenn die Situation es erfordert - es ist demzufolge noch steigerungsfähig. Natürlich wird ein geschlagener Trainer, in diesem Fall Rajko Fijalek, die Gründe für eine Niederlage immer zuerst bei den Seinen suchen. "Die einfachen Fehler in der Gefahrenzone entscheiden, das war heute der Fall", sagte der BFC-Trainer. Oder: "Wir haben uns immer mehr hinten reindrücken lassen, zu tief gestanden, kaum noch Entlastung gebracht." Alles richtig. Aber hätte das Unglück wirklich vermieden werden können? War es nicht so, daß die Partie ihre spezielle Eigendynamik entwickelte, weil die BAK-Spieler auf Dauer durchweg flinker, ballversierter, spielwitziger waren? Hieß nicht die schlichte Wahrheit, daß der BAK einfach besser war? "Sehr enttäuscht" sei er, sagte Fijalek noch.

Nun, so sehr enttäuscht hat der BFC eigentlich nicht. Solange körperliche und geistige Frische währten, stimmten Konzept und Zuordnung. Der meist an Kutrieb klebende Jakowitz ließ lange nichts zu, auch nicht links Manteufel und rechts der eine starke erste Halbzeit spielende Schmele, immerhin gegen einen wie Ahmetcik. Schmele und Kayser besaßen vor Halbzeit sogar Chancen für ein 2:1. Erst als Dynamo zurücklag, begannen die Ideenarmut im Mittelfeld und der Verletzungsausfall Frickes zu schmerzen. Der BFC darf sich trösten, daß ein BAK in dieser Form noch ganz andere Hühnchen rupfen wird. Ansätze von Klassefußball servierten die Blauen zuhauf: der gepflegte Aufbau von hinten heraus; das Befreien aus kniffligen Lagen mit filigranen Kurzpässen; vor allem der überraschende, aufreißende Langpaß aus dem scheinbar betulichen Quergeschiebe heraus. Es war zeitweise eine Freude. Worüber dieser BAK am ehesten stolpern könnte? Vermutlich über die gefährliche Selbstgefälligkeit, die spielstarken Teams häufig zu eigen ist. Eine Sorge aber hat Thomas Herbst wohl nicht. "Erstmals sind wir in Rückstand geraten", sagte der Coach, ”aber wir haben gut reagiert, sind nicht unruhig geworden und sehr selbstbewußt aufgetreten." Darf man so sagen. Und deshalb ist dem neuen, starken BAK einiges zuzutrauen.

Berliner Athletikklub 07:
Lienhart; Turan, Arayici, Halat; Senel (86. Vural), Köttig, Keser, Ahmetcik (87. Ramadani); Kutrieb; Aydin (90. Günes), Türkkan
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Rudwaleit, Lenz, Palmer; Schmele, Jakowitz, Benthin, Manteufel; Marjanovic (46. Steinich), Kayser; Fricke (11. Jahn)

0:1 Fricke             (07., Foulstrafstoß)
1:1 Aydin              (16.)
2:1 Türkkan            (58.)
3:1 Türkkan            (82.)

Schiedsrichter:        Häcker (Pentz)
Zuschauer:             650


Raimund Wilheim, Fußballwoche, 21.08.2006


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