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24. Spieltag 2005/06: BFC Dynamo - Berliner TC Borussia 0:1

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Kollmorgen in den Winkel
Das Geheimnis erfolgreicher Teams besteht unter anderem auch darin, Spiele gewinnen zu können, ohne den Rahmen des Durchschnittlichen zu sprengen. Als Musterbeispiel mögen die Borussen dienen, die momentan machen können, was sie wollen, am Ende sind sie immer der Sieger. "Nicht überzeugend" fand Trainer Raickovic bei aller Freude die Leistung seiner Leute, doch sein BFC-Kollege Fijalek erläuterte, warum sie dennoch die Nase vorn hatten: "Weil sie nicht mehr nur die feine Klinge spielen." Das hätte auf dem katastrophal holprigen Geläuf sowieso nur zur Bruchlandung geführt. Entscheidend waren die ersten zehn Minuten nach Halbzeit. TeBe, angesichts zahlreicher englischer Wochen nach dem Rotationsprinzip aufgestellt, kam nun mit den belebenden Elementen Weidner und Fuß und ließ den BFC minutenlang nicht aus dessen Hälfte heraus. Prompt fiel durch Kollmorgens sauberen Hochschuß der Siegtreffer, den Wühler Kadow mit einem gewonnenen Kopfballduell auf den Weg gebracht hatte. "Wer auf diesem Boden 1:0 führt, hat alle Karten in der Hand", wußte Fijalek. Zwar schien Dynamo durchaus willig, das Blatt zu wenden. Doch waren Spielwitz und Zielstrebigkeit durch Kraft und Wut nicht zu ersetzen.

Die Bälle des potentiellen Verteilers Zöphel etwa landeten in der Regel beim Gegner, und der im Zuge der Aufholjagd installierte Drei-Mann-Sturm Kuhfahl-Suwary-Kayser rannte rauf und runter, ohne irgendeine Fliege zu erschrecken. Selbst das Aufrücken des Altmeisters Lenz blieb ohne Effekt, und zu allem Überfluß verlor der BFC auch noch den unbeherrschten Schmele durch Gelb-Rot. "Zu ungestüm", kritisierte Fijalek seinen Sünder, äußerte aber in diesem Zusammenhang die Meinung, vor Halbzeit habe der Unparteiische bei einigen Fouls der Borussen sich nicht so konsequent gezeigt: "Eine klare Linie habe ich bei ihm ganz klar vermißt." Wie dem auch sei - daß TeBe am Ende nicht unverdient triumphiert hatte, wollte auch im BFC-Lager niemand ernsthaft bestreiten. Sogar ein höherer Sieg war drin, doch bei einigen vielversprechenden Überzahlkontern stellten die Charlottenburger sich ziemlich ungeschickt an - sogar Goalgetter Fuß bekam auf diesem Acker zweimal den Ball nicht richtig auf den Latschen. Jedoch: Gewonnen ist gewonnen, und so verkniff sich Raickovic die ganz große Kritik, die in Anbetracht der Verhältnisse auch überzogen gewesen wäre, und betätigte sich statt dessen als Psychologe: "Wir haben gezeigt, daß bei uns viele gleichwertige Spieler im Kader stehen." Die er demnächst beim heißen Tanz auf zwei Hochzeiten wohl allesamt brauchen wird.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Rudwaleit, Lenz, Jarling; Benthin; Schmele (84. Platzverweis), Palmer (58. Kayser), Zöphel, Manteufel (77. Brychcy); Suwary, Marjanovic (65. Kuhfahl)
Berliner TC Borussia:
Hampf; Schalle, Schmidt, Eckl; Köttig (65. Perez); Thomson (46. Weidner), Mansour (46. Fuß), Lemcke, Kollmorgen; Kadow, Vuckovic

0:1 Kollmorgen         (54.)

Schiedsrichter:        Cyrklaff (Neuhausen)
Zuschauer:             1.007

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 03.04.2006


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