09. Spieltag 2005/06: Berliner TC Borussia - BFC Dynamo 0:2

Pech und Selbstverschulden
Vor Wochen, nach dem 1:3 in Babelsberg, sprach BFC-Trainer Fijalek: "Eigentlich gibt es für mich keine unverdienten Sieger, aber heute..." Dieser Gedankengang, der so trefflich Diskussionsstoff bietet, paßte auch hier, nur unter umgekehrten Vorzeichen für Dynamo. Das ganze Fußball-Unglück dieser Welt ergoß sich diesmal über die Borussen, deren Coach Gries aber auch eigene Schwächen eingestand und fairerweise keine Ausflüchte suchte: "Wir hatten einige Chancen und haben kein Tor gemacht, der BFC hatte keine Chancen und hat zwei Tore gemacht." So ungefähr war's. Nun ist bekannt, daß es beim Fußball einzig um Treffer geht und nicht um irgendwelche Spielanteile oder Haltungsnoten. Sicher, TeBe bot zeitweise die besseren Kombinationen, sinnvoll gesteuert meist von Petrowsky und dem laufstarken Mansour, hübsch garniert von den spektakulären Kunststückchen des Hünen Vuckovic und häufig abgeschlossen von einem Fuß, der allmählich zur alten Dynamik zurückzufinden scheint.

Das 1:0 für TeBe lag mehrfach in der Luft, vor allem als Vuckovic sich durchgetankt hatte, aber nicht zu Fuß querlegte, sondern es allein probierte und am herausstürzenden Thomaschewski hängenblieb (20.). Wären die Borussen in Führung gegangen, es hätte ganz anders laufen können. Pech für die Veilchen, daß frühzeitig drei Spieler verletzt wurden: Weidner (Nase) und Wolchow (Knie) mußten raus, Petrowsky hielt mit Kopfverband durch. Kein Pech jedoch, sondern eigenes Verschulden ermöglichte die Treffer des BFC. "Ein genialer Paß von Kukulies", schwärmte zwar zu Recht Fijalek - Duygun hätte trotzdem vor dem 0:1 den Ball abfangen müssen. Ganz zu schweigen vom desorientierten Hampf, der vor dem 0:2 zunächst herauslief, um es fatalerweise sich plötzlich anders zu überlegen.

Die Niederlage war besiegelt, TeBe steckt weiterhin im Abstiegskampf, und Gries wollte von Pech nichts mehr wissen: "Der BFC ging schärfer, aggressiver in die Zweikämpfe, das war ausschlaggebend." Kein Widerspruch. Nach fünf Niederlagen zum Auftakt hat Fijalek seinen Leuten offenbar klarmachen können, daß für glamouröse Eiertänze die Substanz fehlt und es nur über Kampf, Leidenschaft und Geschlossenheit geht - was nicht ausschließt, daß Zöphel oder Wanski hier und da mal ein feines Pässchen schlagen. Vor allem aber darf der BFC auf eine knallhart dazwischenfunkende Abwehr bauen - und natürlich auf einen formstarken Kukulies, der in den entscheidenden Momenten stets präsent ist, auch wenn man ihn zwischendurch mal nicht sieht.

Berliner TC Borussia:
Hampf; Duygun (77. Selanci), Schmidt, Wolchow (42. Gottlieb); Weidner (28. Griesert), Petrowsky, Below, Mansour, Eckl; Fuß, Vuckovic.
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Rudwaleit, Lenz, Benthin; Brychcy, Jakowitz (68. Brutschin), Zöphel, Wanski, Manteufel; Kukulies (72. Lau), Marjanovic (66. Schmele)

0:1 Zöphel             (37.)
0:2 Kukulies           (70.)

Schiedsrichter:        Mattig (Frankfurt (Oder))
Zuschauer:             1.389

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 17.10.2005