05. Spieltag 2005/06: SV Babelsberg 03 - BFC Dynamo 3:1

Moritz musste es richten
Wie ein Spiel Erster gegen Letzter sah die Sache über weite Strecken nicht aus. Auf Babelsberg wirkte das frühe 1:0 wie eine Beruhigungspille, während beim BFC der Ehrgeiz mächtig angestachelt wurde. Fortan störte er bissig, gewann verdammt viele Zweikämpfe und griff zeitweilig sogar gefälliger an. Daß am Ende dann doch der Favorit triumphierte, hatte ein bißchen mit typischem Glück (des Obenstehenden) und Pech (des Kellerkindes) zu tun, aber auch mit der Fähigkeit einiger Babelsberger, in den entscheidenden Momenten ihre individuellen Stärken wie ein Trumpf-As auf den Tisch knallen zu können - auch wenn's vorher nicht so lief. 03-Trainer Hodul wirkte ob des Zittersieges sichtlich erleichtert und bemühte sich um moderate Töne. Der Gang gegen den Letzten sei "das Schwierigste für die Spieler" gewesen, jedoch: "Meine junge Mannschaft kommt langsam zusammen."

Will heißen: Sie braucht noch Zeit. Ideenlosigkeit und Bewegungsarmut prägten die erste Halbzeit, später wurde es besser, aber nicht wirklich gut. Das Gefälle innerhalb des Teams blieb zu groß. Der von Hodul reanimierte Laars glänzte erneut, aber Grossert, Hartwig, Froese und Kindt rangen verzweifelt um ihre Form. Richten mußte es wieder mal Moritz, der vor Halbzeit ebenfalls keinen Baum ausgerissen hatte. Ehe er energisch den Konter zum 3:1 einleitete, den besten Babelsberger Zug überhaupt, demoralisierte der Kapitän mit seinem pfiffigen Freistoßtor den BFC, als der gerade mühsam, aber hochverdient den Ausgleich erzwungen hatte. Angesichts der besten Saisonleistung, und auch um seine Spieler wieder aufzurichten, hob BFC-Coach Fijalek das Positive hervor. Zum Beispiel: "Im Mittelfeld haben wir ein hervorragendes Pressing gespielt."

Stimmt. Benthin, Wanski und der bei schwüler Hitze später abbauende Zöphel hatten lange die Hosen an. Freilich gab es immer wieder Aussetzer, die von den Babelsbergern hart bestraft wurden. Beim 0:1 schlief Manteufel selig vor sich hin, das 1:2 kassierte Thomaschewski im Torwart-Eck, dem 1:3 ging ein ungestüm verlorener Zweikampf Schmeles voraus. Pech hingegen, daß das wohl eher unabsichtliche Handspiel des kopfballstarken Jarling besagten Freistoß auf der Strafraumlinie nach sich zog. "Der Knackpunkt", fand nicht nur Fijalek. Doch der BFC sollte von der neuerlichen Niederlage sich nicht entmutigen lassen. So schwach, wie die Tabelle es vermuten läßt, ist er beileibe nicht. Ein einstelliger Platz müßte zu schaffen sein - wenn die Motivation gegen die sogenannten Kleinen genauso groß ist wie gegen Babelsberg.

SV Babelsberg 03:
Rauch; Lukac, Laars, Grossert; Hartwig (69. Bengs), Zenk, Tretschok (82. Lücke), Kindt; Moritz; Froese (73. Röver), Fricke
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Rudwaleit, Lenz, Jarling; Benthin; Schmele (82. Brutschin), Wanski, Zöphel (73. Jakowitz), Manteufel; Kukulies, Lau (64. Marjanovic)

1:0 Fricke             ( 4.)
1:1 Kukulies           (66.)
2:1 Moritz             (72.)
3:1 Laars              (79.)

Schiedsrichter:        Wenkel (Mühlhausen)
Zuschauer:             2.857

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 12.09.2005