04. Spieltag 2005/06: BFC Dynamo - BFC Preussen 0:1

Ergirdir ließ Preussen jubeln
In Überzahl muss man laufen, laufen und laufen, bis der Gegner endlich müde wird. Dann fallen die Tore - irgendwann. Diese Faustregel, die zur Grundausbildung eines jeden Jugendspielers gehört, trat der BFC Dynamo im Heimspiel gegen Aufsteiger BFC Preussen mit Füßen. Nicht zwischen der 46. und 60. Minute, als die Dynamos einen Mann mehr auf dem Feld hatten. Und schon gar nicht in der letzten halben Stunde, als nur noch acht Feldspieler der Preussen offenbar immer noch mindestens einer zuviel waren. Wer lief und lief und lief, war der BFC Preussen, der völlig zurecht alle drei Punkte von Hohenschönhausen mit nach Lankwitz nahm, auch wenn es in den letzten zehn Minuten noch zweimal ganz eng wurde. Dynamos neuer Cheftrainer Rajko Fijalek musste mitansehen, wie seine Mannschaft ohne Ideen und Spielwitz die rund 1.000 erstaunlich leisen Zuschauer vergraulte.

 "Unsere Mittel sind an einigen Stellen begrenzt", gab der 31-Jährige zu. Wie wahr. Nicht ein einziges Mal drangen Brychcy oder Manteufel auf den Außenbahnen bis zur Grundlinie durch. Im zentralen Mittelfeld enttäuschten Benthin und vor allem Zöphel, was ohne Frage auch an der guten Leistung ihrer Gegenspieler Özdal und Orzel lag. Einzig Kukulies setzte sich einige Male in Szene. Seine beiden besten Chancen setzte er aber jeweils knapp am Tor vorbei (53., 83.). Die Preussen machten lange das, was Dynamo überhaupt nicht behagte: Sie spielten nicht so offensiv wie sonst und ließen den Gegner kommen. So entwickelte sich in der ersten Halbzeit eine durchaus faire und langweilige Partie, bis Schiedsrichter Weißenborn, dessen Gelbe Karte recht locker in der Tasche steckte, Preussen-Verteidiger Huse vom Platz schickte und Oldboy Lenz den anschließenden Freistoß aus rund 35 Metern an die Lattenoberkante jagte.

Ein Hauch von Stimmung zog ein ins Sportforum. Aber spätestens nach dem starken Solo von Ergirdir, dessen Auftritt mit dem Tor des Tages belohnt wurde, war es wieder ganz still. Laut wurde es dann erst wieder nach dem Schlusspfiff - und zwar bei den Preussen, die sich erleichtert in die Arme fielen. Trainer Mehmet Öztürk lobte die gesamte Mannschaft für ihren Einsatz und ihre Laufbereitschaft. Einzig mit Christopher Stettner wird Öztürk noch ein Hühnchen rupfen müssen. Kaum als Einwechsler auf dem Platz, holte er sich für ein dummes Foul im Mittelfeld die erste Gelbe ab. Als er dann wenig später Kukulies über die Klinge springen ließ, wussten alle im Stadion, dass Stettners Auftritt nach nur 16 Minuten schon wieder beendet war.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Lenz; Rudwaleit, Jarling; Brychcy (60. Marjanovic), Wanski, Benthin, Zöphel (68. Brutschin), Manteufel (70. Jakowitz); Kukulies, Lau
BFC Preussen:
Görtz; Parlatan; Kessler, Huse (44. Platzverweis); Orzel, T. Mohra (46. Stettner - 61. Platzverweis), Özdal, A. Mohra; Ergirdir, Bellomo (67. Helfrich); Öztürk (80. Kilic)

0:1 Ergirdir           (55.)

Schiedsrichter:        Weißenborn (Berlin)
Zuschauer:             1.022

Ulli Meyer, Fußballwoche, 05.09.2005