21. Spieltag 2004/05: BFC Dynamo - FC Hansa Rostock (Amat.) 2:0

Den Spitzenreite gestürzt
Erfolg und Mißerfolg liegen manchmal dicht beieinander - in diesem Fall nur wenige Zentimeter. Eben noch hatte Hansas Müller eine Maßflanke Krügers volley an die Lattenunterkante geschmettert und den Abpraller in Thomaschewskis Arme bugsiert (64.), die spektakulärste Szene dieses munteren Spiels, da fiel das richtungsweisende 1:0 auf der anderen Seite: Die bis dahin gut gestaffelte Rostocker Abwehr war glattweg eingeschlafen. Und als kurz darauf Keeper Busch mit der Faust nicht so hoch kam wie Wanski mit dem Schädel, da war die Niederlage des Spitzenreiters besiegelt. Hansas Trainer Lange blieb locker. Sein eam hatte keineswegs enttäuscht, obwohl mit Holst, Pohl und Sebastian  der etatmäßige Abwehrblock komplett ausfiel und die Stürmer Vorbeck und Shapourzadeh für die Profis abgestellt waren. Leichtfüßig, pfeilschnell und ballversiert huschten die jungen Rostocker über die schwierige Schneepiste.

Ihre Anlage wirkte etwas gefälliger, und nicht nur Lange vermutete: "Wären wir in Führung gegangen, hätten wir das Spiel auch gewonnen." Kann durchaus sein. Aber Hansa ging nicht in Führung, weil den hübschen Aktionen meistens der zwingende Abschluss fehlte. Der pfiffige Sykora traf mal das Außennetz, aber Thomaschewski hatte das kurze Eck längst dichtgemacht (25.). Richtig giftig, u. a. mit einem bösen Drüberhalten von Bopp gegen Lenz (77.), wurden die Rostocker erst, als das Kind schon im Brunnen lag. Auf diesem Boden jedoch, da waren die Experten sich einig, ist ein Rückstand besonders schwer wettzumachen. So triumphierte am Ende der BFC, der nicht ganz so geschmeidig wirkte, der aber wohl doch für diesen Boden das bessere Rezept parat hatte, weil er auf überflüssige Schnörkel verzichtete - wer herumeiern wollte, zum Beispiel Wanski, bekam zur Pause von Trainer Backs einen gehörigen Anpfiff.

Dynamo besaß sogar die klareren Chancen. Einen Schuß von Kukulies (8.) und eine Freistoß von Lenz (13.) parierte Busch großartig, Jakowitz war nach Rauschenbachs Direktpaß allein durch, feuerte aber am Winkel vorbei (40.), Al-Kassem köpfte ans Außennetz (57.), nachdem Busch erstmals seine Schwächen beim Rauslaufen verraten hatte. Freilich erinnerte sich Backs nur zu gut an Müllers Lattenschuß: "Bei dieser Riesenchance kann das Spiel auch zur anderen Seite kippen." Als aber Dynamo erstmal führte, ließen die langen Kerls um den Haudegen Lenz nicht mehr viel zu, außer einer Möglichkeit für Jonelat, dessen Schüßchen Thomaschewski abwehrte (86.). Unter Dach und Fach war ein Sieg, der noch von Bedeutung sein könnte.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Lenz, Halat, Rudwaleit; Rauschenbach (59. Jacobsen), Wanski, Jakowitz, Kutrieb, Terzic (66. Brutschin); Kukulies, Al-Kassem (74. Jarling)
FC Hansa Rostock (Amat.):
Busch; Brück, Rabenhorst, Koch; Stein (80. Thom), Hansen (74. Schwandt), Müller (78. Bülow), Jonelat, Bopp; Sykora, Krüger

1:0 Al-Kassem          (65.)
2:0 Wanski             (68.)

Schiedsrichter:        Mattig (Frankfurt/Oder)
Zuschauer:             778

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 21.02.2005