20. Spieltag 2004/05: Berliner TC Borussia - BFC Dynamo 0:0

Begrenzte Mittel beiderseits
Mit den sogenannten Spitzenspielen ist es so eine Sache - oft halten sie nicht, was sie versprechen. Dieses enttäuschte besonders kraß. Man fand beim besten Willen keinen, den das verkrampfte Gewurstel (unter Ausschluss jeglicher Spielkultur) irgendwie begeistert hätte, außer ein paar Babelsberg-Fans vielleicht, die ob des trostlosen Remis sich ins Fäustchen lachen durften. Nein, Herrschaften, mir einer erfolgreichen Aufholjagd wird es so für beide Teams nichts werden. Hinterher mußte Theo Gries sich die Frage gefallen lassen, warum er mit nur einer echten Spitze, Fuß, begonnen hatte. Der TeBe-Trainer verwies auf seine besten Absichten "mit zwei variablen Halbstürmern" auf den Flanken (Salar und Yilmaz), gestand aber zerknirscht ein: "Das hat nicht zum Erfolg geführt." Viel zu wenig sei einfach mal abgezogen worden. "Einen direkten Torschuss", sagte Gries, “habe ich überhaupt nicht gesehen." Wir auch nicht.

Nun kann man natürlich auch mit nur einer Spitze attraktiven Angriffsfußball bieten. Dass dies nicht geschah, hatte verschiedene Gründe. Bereits beim Aufbau aus der Abwehr heraus und besonders im Mittelfeld ließ TeBe nahezu alles vermissen: Schnelligkeit, Spritzigkeit, Zusammenhang, Verständnis, Ideen, ein Doppelpäßchen mal, ein überraschender Antritt. Die Borussen bauten zu keiner Zeit Druck auf, es wurde nur gepuffert. Zweimal bugsierte Salar, dessen Talent auf rechts vergeudet schien, das Ei ans Außennetz, jeweils nach Freistößen Gottliebs über den halben Platz. Das war´s. Fast hätte Thomaschewski TeBe den Sieg geschenkt, als er eine Salar-Flanke durch die Hosenträger rutschen ließ und nachfassen mußte (89.). Es wäre nicht verdient gewesen. Anders als sein Kollege wirkte Christian Backs keineswegs enttäuscht - offenbar glaubt er ohnehin nicht an eine reelle Aufstiegschance. Der BFC-Coach bescheinigte seinem Team, sich "ordentlich präsentiert" zu haben, wollte gar "ein rassiges Spiel" gesehen haben, schränkte jedoch ein: "Um besser nach vorn zu spielen, sind unsere Mittel derzeit begrenzt."

In der Tat glich auch Dynamos Sturm, ob nun der erste oder später der zweite, nur dem, was man gemeinhin ein laues Lüftchen nennt. Ursache auch hier: keine Inspiration, keine Kreativität im Mittelfeld. Wenn Kutrieb nichts einfällt, fällt keinem was ein. Die beste Chance besaß noch Halat, der erneut einen souveränen Abwehrchef gab: Nach einem Eckball köpfte er gegen die Latte (42.) und weckte damit diejenigen, die am Einschlafen waren. Dass aber auf den Rängen mehr Bewegung sei als auf dem Feld, wollten die Spieler sich wiederum nicht nachsagen lassen. Deshalb veranstalteten sie noch ein bißchen Rudelbildung (81.), nach einer Schwalbe von Fuß und dem folgenden Frustfoul von Köttig. Bald darauf war der Spuk vorbei. Zum Glück.

Berliner TC Borussia:
Bolu; Özdemir, Scheinhardt, Gottlieb; Wolchow, Köttig, Petrowsky, Ermel (57. Pantios); Salar, Fuß, Yilmaz (76. Manteufel)
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Halat; Rudwaleit, Rauschenbach, Jarling; Jacobsen, Jakowitz, Kutrieb, Terzic; Dinc (74. Suwary), Kukulies (74. Al-Kassem)

Schiedsrichter:        Bley (Sehmatal)
Zuschauer:             1.478

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 14.02.2005