09. Spieltag 2001/02: SV Lichtenberg 47 - BFC Dynamo 0:1

Lenz putzte alles weg
Zwei Trainer, zwei Meinungen. In Vertretung des erkrankten Jürgen Bogs fand Dynamos Mario Maek die schönen Worte: "Ein Kompliment meiner Mannschaft, wie souverän sie das Spiel bestimmt hat." Hingegen glaubte der einmal mehr ziemlich bediente Lichtenberger Udo Richter: "Mit Sicherheit werden wir nicht mehr auf einen so schwachen BFC treffen!" Ja, was denn nun...? Die Wahrheit liegt, wie meistens irgendwo in der Mitte. Unter den bedrohlichen Schwingen des Pleitegeiers wirkte Dynamo erstaunlich nervenstark und konzentriert und beherrschte den Gegner in puncto Athletik, Laufstärke, Raumaufteilung, Stellungsspiel.

Andererseits wurde deutlich, daß der BFC über die großen Protagonisten des Vorjahres einfach nicht mehr verfügt. Mit den Cristescus, Opreas, Mbas oder Koslows hätte Dynamo diesen Gegner gnadenlos abgeschossen. Doch die heutige Offensiv-Riege bilden Suwary, Richter und Müller, und die vergeigten auf dem Konterpfad zu einem beruhigenden 2:0 eine Riesenchance nach der anderen - wobei als Entschuldigung gelten darf, daß Keeper Hampf einen ausgesprochenen Glanztag erwischt hatte. Deshalb wurde es nachher noch eng", räumte Maek ein. Den Angstschweiß freilich mußte kein BFCer sich von der Stirn wischen - eine klare Chance zum Ausgleich besaß der Aufsteiger nicht.

Womöglich wäre es anders gelaufen, hätte Herzberg die erste Gelegenheit des Spiels zur Lichtenberger Führung genutzt: Doch eine flache Eingabe lenkte der Verteidiger, statt ins lange, aufs kurze Eck, wo Thomaschewski im Weg lag (18.). Denkbar, daß der BFC bei einem Rückstand ein bißchen nervös geworden wäre. Aber daß er gegen diese Lichtenberger an diesem Tag gleich aus den Latschen gekippt wäre, ist kaum anzunehmen. Allzu viele Mängel offenbarte der Neuling, was Udo Richter sehr erzürnte. "Durch unsere ängstliche, unkonzentrierte Spielweise haben wir den Gegner stark gemacht", schimpfte der Coach, sprach von "Alibi-Fußball" und bemängelte die Einstellung der meisten Spieler: "Das war zu wenig."

In der Tat paßte bei Lichtenberg nicht sehr viel zusammen. Im Abwehrbereich funktionierte das Übergeben der drei Dynamo-Spitzen nicht immer reibungslos, und erneut vermißte man im Aufbau eine klare Linie. Entweder wurde der Ball zu lange gehalten (Kaiser) oder einfach nur blind nach vorn gedroschen. Da mußten die Spitzen zwangsläufig stumpf bleiben - was sich auch nicht änderte, als Schiemann nach Halbzeit nach vorn beordert wurde. Und was planlos in den Strafraum geschaufelt wurde, konnte der starke Lenz problemlos wegputzen.

SV Lichtenberg 47:
Hampf; Schiemann; Zock, Schroeder, Herzberg; Gerling, Höppner, Kaiser, Ohly (77. Sattler); Schreckenbach (55. Mutschler), Drabinski (62. Lau)
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Lenz; Schröder, Höche; Jesse, Niespodziany (68. Kushnir), Vilk, Rowicki; Richter, Suwary (90. Leps), Müller

0:1 Müller             (26.)

Schiedsrichter:        Richter (Berlin)
Zuschauer:             1.005

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 08.10.2001