03. Spieltag 2001/02: VfB Lichterfelde - BFC Dynamo 1:0

Sensationeller Hanauer
Letzte Saison noch wäre das Resultat eine Sensation gewesen. Heute haben die Dinge sich relativiert. Ohne den Erfolg der braven Lichterfelder schmälern zu wollen, sei doch angemerkt, daß die fortwährende Finanzkrise bei Dynamo nicht ohne Auswirkungen auf die Mannschaft geblieben ist. Weil nicht gezahlt wird, sind Cristescu, Oprea und Panait, drei der Besten, verschwunden, andere sind verletzt, so daß Jürgen Bogs gerade zwölf treue Recken zur Verfügung standen - auf der Bank saßen nur Bischoff aus der Zweiten sowie Junior Paepke. Spürbar zerrt die Krise an den Nerven. Thomaschewski etwa ist fraglos ein guter Torwart, was er bei einer Glanztat gegen Empere bewies (18.).

Als aber ein VfBer ihn beim Fangen harmlos rempelte, drohte der Keeper sofort Amok zu laufen - ein böses, aber treffendes Omen für den Treffer, den Thomaschewski später fangen sollte und den er ganz allein zu verantworten hatte. Zum Schluß stürmte der Schlußmann sogar mit, ebenso Lenz. Doch die Brechstange half nichts, nachdem zuvor nur bei Standards Gefahr heraufbeschworen werden konnte. "Den Ball zu schnell gespielt oder zu lange gehalten", so beschrieb Jürgen Bogs die glück- und ideenlosen Bemühungen seiner Jungs, denen er in Anbetracht der Umstände den Kopf nicht abreißen wollte: "Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen." Tatsächlich hätte der BFC wohl mindestens ein Remis geschafft, wäre nicht Hanauer zu großartiger Form aufgelaufen.

"Er hielt sensationell und gab der Abwehr unheimlich Sicherheit", urteilte selbst sein nur selten überschwenglicher Trainer Erdmann. Klasse, wie der Torwart Lenz´ Geschoß gegen den Pfosten lenkte (83.) und den Hammer des fleißigen Vilk parierte (86.). Keinen einzigen Schuß und keine Flanke ließ Hanauer abtropfen - bemerkenswert. Gegen den am Ende total aufmachenden BFC hätten Senkaya (88.) und Oesker (90.) den Sack zubinden können, ja müssen - das freilich wäre des Guten zuviel gewesen. Ohne seine verletzten Gestalter Gebell und Kutrieb sah sich der VfB doch vorwiegend in die Verteidigung gedrängt. Solche Kämpfe mit zahllosen knüppelharten Duellen sind die Welt des kernigen Andreas, der ebenso zu loben war wie Rückkehrer Felsenberg als sehr ordentlicher Vertreter Gebells.

VfB Lichterfelde:
Hanauer; Felsenberg; Andreas, Fahrentholz; Gutkäß, Buder, Dießel, Herbst (71. Mawd), Lindhorst; Empere (82. Oesker), Thurau (88. Senkaya)
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Lenz; Niespodziany, Schröder; Jesse, Schmidhuber, Rowicki, Vilk, Soyat (71. Vollmar); Richter, Suwary

1:0 Thurau             (48.)

Schiedsrichter:        Krampikowski (Rostock)
Zuschauer:             273

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 20.08.2001