17. Spieltag 2000/01: BFC Dynamo - Hertha BSC Berlin (Amat.) 2:0

Koslow erneut mit Torriecher
Es war wie zuletzt immer. Dynamo, mittlerweile der Gigant der Liga, brauchte das spielerische Repertoire nicht mal annähernd auszuschöpfen, um am Ende doch zu triumphieren. Die Sache gestaltete sich klarer, als es im Resultat zum Ausdruck kommt. Herthas Youngster hielten zwar ganz ordentlich mit, vermittelten aber nie den Eindruck, ein Tor erzielen zu können. Und besonders in den Zweikämpfen schien es, als spielten Profis gegen Amateure. Ganz ähnlich sah es Frank Vogel, der kein Blatt vor den Mund nahm. “Meine jungen Burschen konnten nicht nachweisen, zu Höherem berufen zu sein”, kartete der Hertha-Trainer scharf nach, “die Qualität ist nicht oder noch nicht vorhanden.” Das ist wohl wahr.

Mag auch so mancher Ästhet mit der Zunge schnalzen, wenn Rohdiamanten wie Köhler, Mladenov oder Donkor elegant den Ball führen - was gegen Kontrahenten kleineren Kalibers ausreicht, erweist sich als zu dünn, wenn es hart auf hart geht. “Sehr männlicher Fußball” sei vom BFC geboten worden, bemerkte Vogel und meinte damit, daß seine Jungs genau dies nicht getan hatten. Als Marx eine Eingabe knapp am Kasten vorbeileitete (84.), Donkor freistehend danebenköpfte (87.) und Altstar Thom krachend das Lattenkreuz traf (90.), war der Fall längst erledigt. Zuvor, da es lange 1:0 stand, hatte Dynamo den Herthanern zwar ein paar nette Eiertänzchen gestattet, aber fest zugepackt, wenn es gefährlich zu werden drohte.

Und obwohl sämtliche BFC-Verteidiger nicht frei von kleineren Schwächen blieben, wurde Keeper Rohrbach kaum der Angstschweiß auf die Stirn getrieben. Daß Hertha sich sehr viel (nutzlose) Spielanteile erarbeiten konnte, hatte mehrere Ursachen. Im Aufbau unterliefen Dynamo einige Fehler, weswegen Trainer Jürgen Bogs “das Spiel aus der Abwehr heraus weiter verbessern” will. Zudem fanden die BFC-Spielmacher Macalé und Cristescu zu keiner durchgängigen Linie, was sie freilich nicht hinderte, den einen oder anderen zauberhaften Paß zu schlagen. Schließlich geriet Mba zu einem Opfer der Taktik: Um Herthas System mit drei Angreifern wirkungsvoll zu begegnen, sah sich der Kameruner über weite Strecken in die Position des linken Verteidigers (meist gegen Laubinger) geschoben.

Damit schien Mba seiner eigentlichen Stärken beraubt. Weil aber alle, inclusive Macalé und Mba, sehr erfolgreich nach hinten arbeiteten, durfte Jürgen Bogs erfreut konstatieren: “Wir hatten keine Ausfälle und konnten Kompaktheit demonstrieren.” Darin lag ganz eindeutig die Stärke des BFC, der darüber hinaus in Oprea und Koslow über zwei bewegliche, kreuzgefährliche Spitzen verfügte - nur wurden die zwei nicht immer in ausreichendem Maße ins Spiel gebracht bzw. unterstützt. Klasse der Spielzug vor dem 1:0, weniger genial der zweite Treffer: Schröder und vor allem Finke hätten Vollmars Zuspiel zum Torschützen Koslow unbedingt verhindern müssen.

Dynamo ist also Herbstmeister - doch gibt es noch einiges zu feilen. Das wissen die Verantwortlichen, die nichts unversucht lassen, die Mannschaft weiter zielgerecht zu verstärken. So debütierte, relativ unauffällig, im rechten Mittelfeld der Rumäne Dorel Zegrean, der vom holländischen Ehrendivisionär Fortuna Sittard kam. Und Manager Reker verriet: “Wir holen noch einen.” Wer will Dynamo da noch aufhalten?

BFC Dynamo:
Rohrbach; Lenz; Petzold, Kallnik, Mba; Zegrean (83. Jarling), Hahn, Cristescu, Macalé; Oprea (77. Vollmar), Koslow (86. Wolchow)
Hertha BSC Berlin (Amat.):
Kusczak; Novacic, Thiam, Schröder, Meier (20. Finke); Marx, Sträßer, Mladenov (70. Tchami); Laubinger (60. Thom), Donkor, Köhler

1:0 Koslow             (13.)
2:0 Koslow             (80.)

Schiedsrichter:        Richter (Berlin)
Zuschauer:             1.503

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 11.12.2000