16. Spieltag 2000/01: VfB Lichterfelde - BFC Dynamo 0:3

Die große Show des Mba
Dynamo musste nicht glänzen, um den Unterschied zwischen Amateuren und Profis aufzuzeigen. Es genügten das Vertrauen in die überlegene Physis und das geduldige Warten auf die Fehler des Gegners. Und dann war da noch ein Wunderknabe namens Adeck Akah Mba, ein junger Mann aus Kamerun, der in seinem dritten Einsatz mit Spielwitz, Torriecher und Vorbereiter-Qualitäten die Herzen der Fans im Sturm eroberte. “Er war der Matchwinner”, lobte VfB-Trainer Erdmann den Zauberer, der in der Oberliga eigentlich nichts zu suchen hat - er müsste höher spielen. Traumwandlerisch sicher am Ball (auch auf dem Lichterfelder Hoppelfeld), extrem leichtfüßig und mit dem uneigennützigen Blick für den Mitspieler ausgestattet, startete Mba relativ gemächlich auf links, um später zentral (für den angeschlagenen Cristescu) in bunter Folge alles auszutricksen, was sich ihm in den Weg stellte.

Er hat zentral für größere Torgefahr gesorgt”, beschrieb es vorsichtig sein Trainer Bogs, der die Latte natürlich etwas tiefer hängen muss. Zum einen wird er verhindern wollen, dass ein anderer, reicherer Klub ihm seine Perle wegschnappt, zum anderen weiß der erfahrene Stratege: “Der Grat vom Selbstvertrauen zur Überheblichkeit ist ganz schmal.” Dies wahre Wort gilt selbstverständlich für das ganze BFC-Team, das ohne Frage zu einem kompakten Koloss zusammengewachsen ist und seit acht Wochen nicht niedriger als 3:0 zu gewinnen pflegt. Und doch war es lange Zeit nicht sehr zwingend, was der Spitzenreiter zu bieten hatte.

Hier und da ein Distanzschuss, ein paar Flanken, die rings um den Strafstoßpunkt für Aufregung sorgten - aber keine Chance, die unweigerlich reingemusst hätte. “Wir haben uns zu wenig bewegt”, kritisierte Jürgen Bogs, “vom Spielerischen her kann ich nicht zufrieden sein.” Unzufrieden zeigte sich auch Bernd Erdmann, nicht wegen der Niederlage an sich, sondern: “Wie sie zustande gekommen ist, darüber war ich sehr verärgert.” Eine Halbzeit lang hatten die braven Lichterfelder dem übermächtigen Favoriten das Leben denkbar schwer gemacht, gleich nach Wiederbeginn begannen die Fehler. Leichtfertige Ballverluste zählten dazu und die daraus resultierende Konsequenz, die eigenen Verteidiger in unangenehme Eins-zu-eins-Situationen zu bringen.

Das freute vor allem Mba, aber auch Oprea taute nun auf und zwang Lindhorst immer häufiger, ihm hinterherzuhecheln. Das sollten alle Gegner wissen: Wenn Dynamo erst mal ins Laufen kommt... “Mit dem 0:1 war die Sache gegessen”, sagte Erdmann, der selbst ein vorzüglicher Spieler war und von seinen Jungs einiges verlangt. Doch arbeitet er mit lupenreinen Amateuren - da scheint Perfektion zuviel verlangt. Fehler werden halt immer gemacht, aber es gab durchaus auch Positives. Der junge Bunge, zum Beispiel, lieferte einen beachtlichen Part, ballgewandt und couragiert. Spektakulär sein Volley drüberweg (36.), der um ein Haar Dynamo in mittelschwere Schwierigkeiten gestürzt hätte...

VfB Lichterfelde:
Dzaferi; Andreas, Fahrentholz; Gebell; Buder, Dießel, Mawd (77. Zenk), Lindhorst (60. Herbst); Balabanoglu, Bunge, Yumaksan (64. Felsenberg)
BFC Dynamo:
Rohrbach; Lenz; Jarling, Kallnik, Wolchow; Mba, Hahn, Cristescu (52. Krempler), Oprea (81. Riediger); Koslow, Vollmar (66. Petzold)

0:1 Mba                (47.)
0:2 Koslow             (69.)
0:3 Koslow             (86.)

Schiedsrichter:        Misdziol (Hennigsdorf)
Zuschauer:             457

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 04.12.2000