09. Spieltag 2000/01: BFC Dynamo - Eisenhüttenstädter FC Stahl 3:0

Koslows starke Szenen
Harry Rath zog heftig vom Leder. Von bitterer Enttäuschung sprach der EFC-Coach, von Schlafwagen-Phasen und patzenden Routiniers, von zu wenig Gegenwehr und gar von Auflösungserscheinungen zum Schluss. Kurzum: "Ich bin stinksauer!" Verständlich. Hütte präsentierte sich erschreckend hohl, ohne Biss, Lust und Laune, ein bißchen wie beim Joggen. Mit dem 0:3 war der EFC noch gut bedient. Daß dies nicht übertrieben ist, belegt auch folgendes: Zu gern hätte man den neuen BFC-Keeper in Augenschein genommen. Doch bei seinem Einstand bekam Rohrbach nicht mal eine Flanke zu pflücken, geschweige denn einen Schuss zu halten. Gegen diesen EFC hätte Dynamo auch ohne Torwart spielen können.

Den Gipfel aller Unzulänglichkeit lieferte Wojtal: Kaum eingewechselt, sah er Gelb wegen Meckerns, um bald darauf Wolchow von hinten in die Knochen zu fahren (77.). Referee Dittrich übte Nachsicht, Harry Rath nicht - umgehend nahm er den Wirrkopf wieder raus. Haarscharf am Feldverweis vorbei schrammte übrigens auch Oprea, der, bereits verwarnt, gegen Keeper Becker grimmig einstieg (37.). Auch hier ließ Dittrich Gnade vor Recht ergehen, was Harry Rath ins Grübeln trieb: "Was wäre passiert, wenn der BFC mit zehn Mann gespielt hätte...?" So wie Hütte an diesem Tag auftrat: vermutlich nichts. Allzu eindeutig dominierte der BFC, der vor allem seine körperlichen Vorzüge in die (Zweikampf-)Waagschale warf. "Zu loben war die kämpferisch gute Einstellung der Spieler", betonte denn auch Trainer Jürgen Bogs, der gleichwohl wusste, daß in spielerischer Hinsicht noch einige Abstriche zu machen waren.

Es fehlte jene gewisse Leichtigkeit, mit der Spitzenteams gewöhnlich ihre Konkurrenten auszuspielen pflegen. Dies bemängelten auch auf der Tribüne einige Altstars, die freilich ohnehin zu der Ansicht neigen, früher besser gespielt zu haben. "Wir hätten das eine oder andere Tor mehr machen müssen", sagte Bogs und tadelte in diesem Zusammenhang die begrenzte Übersicht von Koslow, der manchmal etwas lethargisch wirkte, diesmal aber viele gute Szenen hatte. Die großen Riesen vergaben andere, etwa Cristescu (53.) und Panait (56.). Stark beim BFC die Abwehrarbeit und die Standards, weniger imposant das zu selten praktizierte Spiel über die Flügel. Auch mangelte es dem Mittelfeld mitunter an Ideen, was besonders deutlich wurde, als der nicht von allen geliebte Macalé draußen war.

BFC Dynamo:
Rohrbach; Lenz; Wolchow, Kallnik; Panait, Macalé (78. Jarling), Hahn, Cristescu, Petzold; Koslow (69. Hinzer), Oprea (46. Aerdken)
Eisenhüttenstädter FC Stahl:
Becker; Moritz; Thieme, Brincker; Elsner, Schwake, Kremser, Unton, Danelia; Pawluszek (58. Wojtal / 78. Philipp), Behring (65. André)

1:0 Koslow             (26.)
2:0 Aerdken            (51.)
3:0 Hahn               (59.)

Schiedsrichter:        Dittrich (Parchim)
Zuschauer:             630

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 16.10.2000