02. Spieltag 2000/01: BFC Dynamo - FSV Lok Altmark Stendal 0:1

Brillanter Freistoß von Spasov
Wer drückend überlegen spielt und am Ende verliert, muß sich der sattsam bekannten Frage stellen: Pech oder Unvermögen? Wie so häufig war die Antwort irgendwo in der Mitte zu suchen. Gegen den BFC spricht, daß er trotz einer unglaublichen Fülle bester Gelegenheiten (bzw. freundlicher Altmark-Geschenke) das Ei nicht ein einziges Mal über die Linie zu bugsieren vermochte. Für ihn spricht, daß er sich diese enorme Chancenmenge überhaupt erarbeiten konnte. Gleich viermal waren Stendaler Feldspieler gezwungen, auf der Linie zu retten: Lässig gegen Aerdken (3.), Garlipp gegen Aerdken (27.), Lesch gegen Oprea (28.), Schulz gegen Hahn (74.).

Darüber hinaus versiebte Vollmar mindestens zwei dicke Dinger (22., 77.) und flogen Versuche von Sandor und Hinzer, Hahn und Lenz, Macalé und Oprea entweder vorbei oder in die Arme des zusehends sicherer werdenden Flattermannes Nethe, den sein Trainer Sandhowe hinterher ausdrücklich lobte: "Er wurde zum Turm in der Schlacht." Einige Sachen parierte der 21jährige wirklich gut. Obwohl der frühere Berliner Ceesay bis auf ein, zwei Lässigkeiten einen überragenden Liberopart spielte, ging´s in der Stendaler Hintermannschaft teilweise zu wie auf dem Rummelplatz. "Sehr viel Streß, sehr viele Emotionen" peinigten Sandhowe - da darf der Coach sich glücklich schätzen, in Berg und Spasov über ein überdurchschnittliches Angriffsduo verfügen zu können.

Beide machten mächtig Betrieb und entlasteten ihre umhertaumelnden Abwehrrecken wenigstens zeitweise, was zu zwei großen Konterchancen führte: Nach Flavios Vorstoß schoß Spasov vorbei (30.), und der Rumäne Onisemiuc, auch kein Schlechter, fuhr zwar mit Wolchow Slalom, schloß aber nur kläglich ab (86.). Zu diesem Zeitpunkt hatte BFC-Trainer Jürgen Bogs längst den stabilen Lenz in die Attacke beordert und mit Koslow noch einen echten Stürmer gebracht - nach Aerdkens Verletzung (Oberschenkel) war Oprea in die Spitze gerückt, was aber seine Welt offenbar nicht ist. Hinzer indes ging auf den rechten Flügel und sah sich nach einigen Mißverständnissen von der Höchststrafe getroffen: erst rein, dann wieder raus.

So schlecht war Hinzer freilich nicht, doch Bogs´ Befürchtungen wurden bestätigt: "Die Mannschaft ist völlig neu formiert und muß sich erst zusammenfinden". Sieht so aus. Sand ins Dynamo-Getriebe geriet vor allem nach dem 0:1. Das Tor des Tages, so schön es auch war, fiel wie aus dem Nichts. Ein Schock, der schonungslos aufdeckte, daß beim BFC die einzelnen Teile noch nicht nahtlos ineinandergreifen. Streckenweise war zu wenig Bewegung drin, und es mangelte an Ideen, so sehr der Brasilianer Macalé sich auch mühte. "Mit Cristescu können wir noch einen zweiten Spielmacher aufbieten", hoffte Bogs auf die baldige Genesung des Rumänen sowie dessen Landsmannes Panait. Vor allem aber hofft der Coach auf bessere Chancenverwertung. Allzu viele Ausrutscher dieser Art dürfen nicht passieren.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Lenz; Wolchow, Kallnik; Petzold, Oprea, Macalé, Hahn, Sandor (78. Biro); Vollmar, Aerdken (42. Hinzer, 80. Koslow)
FSV Lok Altmark Stendal:
Nethe; Ceesay; Gottwald, Garlipp; Lesch, Schulz, Lässig (28. Okuele, 64. Onisemiuc), Flavio, Bergen; Berg (86. Feibig), Spasov

0:1 Spasov             (16.)

Schiedsrichter:        Hübner (Güstrow)
Zuschauer:             553

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 21.08.2000