| Eine Nummer zu groß Das mit Spannung erwartete Berliner Derby atmete nicht die große Klasse manch vergangener Duelle. Was vor allem auch daran lag, dass der Sieger eindeutig war - und darüber hinaus zeitig feststand. Denn sieht man einmal von den Anfangsminuten ab, als Wehner bei Riedigers Schuss (4.) und vor allem Reckmanns Kopfball (6.) auf der Hut war, kamen die favorisierten Gäste niemals in Bedrängnis. Kompakter besetzt und mit der reiferen Spielanlage, wurden sie von Minute zu Minute dominanter. "Ab dem ersten Gegentor wurde es für uns sehr schwer, das zweite war dann schon die Entscheidung", sah auch BFC-Trainer Klaus Goldbach ein, dass der Kontrahent an diesem Tag wohl schlichtweg eine Nummer zu groß war.
Wohl mühten sich die Hausherren (Gatti, Boer) bis zuletzt redlich um eine Resultatsverbesserung, verzeichneten im zweiten Durchgang indes keine einzige nennenswerte Möglichkeit mehr. Der Elfmeter kurz nach der Pause, vom sonst so guten Thomaschewski unnötigerweise verursacht, hatte die Fronten bereits endgültig geklärt. So geriet Union, obwohl mit dem sicheren Vorsprung im Rücken spürbar einen Gang zurückschaltend, zu keinem Zeitpunkt mehr in Gefahr. Welches spielerische Format die Mannschaft mittlerweile erreicht hat, bewies sie in erster Linie vor der Pause. Da lief der Ball oft über mehrere Stationen nach vorn, wo die Spitzen Andonov und Balcarek stets für Gefahr sorgten.
Letzterer hatte selbst zweimal (15., 17.) die Führung auf dem Fuß, Andonov erzielte sie und scheiterte später noch zweimal an Thomaschewski (35., 61.). Nebst dem sich des öfteren mit nach vorn einschaltenden Ernemann und vor allem Schwanke, bei dem sich zu bekannten Fighterqualitäten diesmal auch spielerischer Zuschnitt gesellte, gehörten die beiden Stürmer zu den Stärksten beim Sieger. Doch nicht nur im Angriff trennte die beiden Lokalrivalen diesmal einiges. Union-Trainer Georgi Wassilev brachte das offenkundige Kräfteverhältnis auf den Punkt: "Wir haben eine starke Leistung gezeigt gegen einen Gegner, der stets bemüht war."
BFC Dynamo: Thomaschewski; Lenz; Petzold, Maek; Günes, Reckmann (57. Salomo), Boer, Gatti, Brestrich (57. Schmeißer); Maric (70. Jarling), Riediger 1. FC Union Berlin: Wehner; Härtel; Persich, Ernemann; Zechner (63. Zöphel), Schwanke (70. Zafirov), Koilov, Menze, Nikol; Andonov, Balcarek (87. Popov)
0:1 Andonov (23.) 0:2 Zechner (51., Foulstrafstoß) 0:3 Koilov (90.)
Schiedsrichter: Sather (Grimma) Zuschauer: 4.220
Sascha Stolz, Fußballwoche, 25.10.1999
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