03. Spieltag 1997/98: FC Berlin - Berliner TC Borussia 0:2

Der Favorit erfüllt seine Pflicht / Tennis Borussia gewinnt durch zwei Treffer von Ilija Aracic mit 2:0 beim FC Berlin
Man redet miteinander. An sich nicht schlecht. Vorausgesetzt, es kommt dabei etwas raus, was in die Tat umgesetzt werden kann. Die Spieler des FC Berlin redeten an diesem Sonntag nachmittag auf dem Rasen des Sportforums recht viel miteinander. Doch lange Zeit folgten dem Reden keine Taten. Es dauerte bis zur 32. Minute, ehe Heiko Brestrich, der Libero des FCB, an sich und seine Mannschaft zu glauben begann. Brestrich unternahm einen Kurzausflug in die Hälfte des Gegners und feuerte von der Strafraumgrenze einen feinen Flachschuß ab ­ Goran Curko im Tor von Tennis Borussia parierte. Es war die erste bemerkenswerte Tätigkeit des FCB im Spiel gegen den Favoriten auf den Staffelsieg. Bis dahin, so schien es zumindest, hatten die Gastgeber eine Riesenehrfurcht vor den hochdotierten Profis aus Charlottenburg; arg viel klappte jedenfalls nicht.

Da half auch rein gar nichts, daß sich Trainer Werner Voigt die Lunge wundschrie. Erst der Schuß von Brestrich war so was wie ein Startzeichen zu mehr Wagemut. Ein Vorteil war auch, daß TeBe in der 37. Minute Jens Melzig verlor. Der stattliche Kapitän, der eigentlich, aber nur eigentlich, recht hart im Einstecken ist, mußte nach einem Zweikampf mit dem stattlichen Roman Müller mit blutender Kopfwunde vom Feld. Da witterte der FCB wohl Frischluft. Zuvor war TeBe in Führung gegangen. Eine Vorlage des flinken, doch auch oft eigensinnigen Harun Isa verwandelte Torjäger Ilija Aracic zum 0:1; da waren lediglich acht Minuten gespielt. Die Kicker von Trainer Hermann Gerland, der sich zu keinem Zeitpunkt mit der Mannschaftsleistung zufriedengab, obwohl er das im nachhinein natürlich bestritt, dominierten beinahe nach Belieben das Geschehen auf der Spielwiese, versäumten jedoch, Tore zu schießen.

So zum Beispiel wehrte Daniel Bartel im FCB-Tor einen Kopfball von Aracic nach Flanke von Libero Dejan Raikkovic reflexartig ab. Allmählich fand der FCB besser und besser ins Spiel. Die Anhänger merkten es, klatschten im Takt und ließen mit "Dynamo! Dynamo!"-Rufen die gute, alte Zeit des Klubs hochleben. Es nutzte wenig. Man war am Drängen, konnte aber aus Chancen kein Kapital schlagen; dazu waren die Chancen ehrlich gesagt auch nicht hochkarätig genug. Nicht nur, aber besonders vor Aracic, mußte sich die FCB-Abwehr in acht nehmen. Sie tat es unzureichend: In der 73. Minute machte der Stürmer nach zwei Lattenschüssen in Folge das 0:2. Hermann Gerland hielt sich den Kopf. Mit beiden Händen.

FC Berlin:
Bartel; Maek; Jonelat (46. Dahlke), Kallnik; Höppner (70. Ohly), Roman Müller, Brestrich, Gezen, Sebastian Müller (78. Seruga); Lesch, Jopek
Berliner TC Borussia:
Curko; Raickovic; Melzig (38. Rehbein), Tredup; Namdar, Dermech, Akrapovic, Kocak, Szewczyk; Isa (81. Adler), Aracic

0:1 Aracic           ( 8.)
0:2 Aracic           (74.)

Schiedsrichter:
Zuschauer:           794

Adam Olschewski, Berliner Zeitung, 11.08.1997