07. Spieltag 1996/97: FC Berlin - Berliner TC Borussia 1:1

Brestrichs Team entlarvt den Favoriten / In der Regionalliga kommt Tennis Borussia mit einem 1:1 beim stark aufspielenden FC Berlin gut davon
Tennis Borussia verlor in der Spitzengruppe der Fußball-Regionalliga Nordost durch ein dürftiges 1:1 beim FC Berlin weiteren Boden. Das Durcheinander, das in den zweiten 45 Minuten in den TeBe-Reihen herrschte, hatte offenbar auch auf Trainer Rainer Zobel abgefärbt. Zunächst kündete er mit markigen Worten nicht näher bezeichnete Konsequenzen nach der desolaten Leistung der Mannschaft an, um sich Sekunden später mit einer Floskel schützend vor sein Team zu stellen: "Wenn man einmal aus dem Rhythmus kommt, ist es schwer, den Faden wiederzufinden." Die Borussen warteten eine halbe Stunde lang mit ansprechenden Kombinationen auf. Das 1:0 durch einen 20-m-Schuß von Dirk Hannemann (19.) deutete auf den allgemein erwarteten Erfolg des Favoriten hin.

Auf der Gegenseite vergaßen die jungen Leute (neun der 14 eingesetzten Spieler waren zwischen 19 und 21 Jahre alt) offensichtlich vor lauter Respekt, ihre eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Die vorangegangenen TeBe-Siege mit 5:0 gegen Nordhausen und 4:0 in Plauen hatten ihre Spuren hinterlassen. "Im defensiven Bereich taktisch zufriedenstellend, im Spiel nach vorn zu ängstlich", erkannte FCB-Coach Werner Voigt dann auch zur Pause, wo der Haken noch klemmt. Seine Hinweise fielen auf fruchtbaren Boden. Zusehends wurden die Aktionen zwingender, auch durch den Gewinn der meisten Zweikämpfe im Mittelfeld. Die TeBe-Mannschaft sah sich förmlich entlarvt, wie schnell sie aus der Fassung zu bringen ist. Dem FCB wuchsen Flügel, der renommierte Rivale wurde von den verärgerten TeBe-Anhängern auf der Tribüne als lahme Ente bezeichnet.

Zwischen der 75. und 90 Minute zischten fast alle 60 Sekunden Schüsse und Kopfbälle am Gäste-Tor knapp vorbei oder wurden eine Beute von Schlußmann Sejna. Gegen den Kunst-Freistoß, mit links und technischer Raffinesse getreten, des FCB-Liberos Heiko Brestrich zum 1:1 war er jedoch machtlos. "Über eine 1:2-Niederlage hätten wir uns am Ende auch nicht wundern dürfen", erwies sich Zobel am Ende als fairer Sportsmann. Ganz im Gegensatz zu seinem Kapitän Jörn Lenz und anderen Spielern, die massiv am Unparteiischen Peter Weise aus dem thüringischen Könitz (immerhin früher mit Erfahrung in der DDR-Oberliga und jetzt in der 2. Bundesliga) herummäkelten. Noch einmal Zobel: "Die hätten sich mal mehr um ihr Spiel kümmern sollen. Am Schieri hat es wahrlich nicht gelegen, daß wir nur einen Punkt holten."

FC Berlin:
Rentzsch; Brestrich; Reckmann, Maek; Lätsch (27. Kallnik), Höppner, Göllnitz (70. Lau), Ohly, Dahlke; Lesch, Pronischew (88. Jonelat)
Berliner TC Borussia:
Sejna; Aksoy; Lenz, Kapagiannidis; Tredup, Block (77. Alves), Frackiewicz, Klenge, Hannemann; Sigurdsson (56. Isa), Adler.

0:1 Hannemann          (19.)
1:1 Brestrich          (80.)

Schiedsrichter:        Weise (Könitz)
Zuschauer:             800

Hans Günter Burghause, Berliner Zeitung, 16.09.1996