32. Spieltag 1994/95: FC Berlin - FC Sachsen Leipzig 1:1

Kopfballtor des kleinen Lau
Auch wenn die Sachsen im Sportforum natürlich gern gewonnen hätten - ein "Beinbruch" war dieses 1:1 für sie nicht. Durch Jenas Niederlage einen Tag zuvor gegen TeBe können sie trotz dieses Unentschiedens den Aufstieg aus eigener Kraft schaffen. "Wir haben über Nacht unsere Chance bekommen", freute sich Leipzigs Trainer Joachim Steffens. Doch er weiß ebenso: "Wir brauchen jetzt zwei Siege, ohne Wenn und Aber." Dabei geht der Coach von einem Jenaer Sieg bei den Füchsen aus. Gleichzeitig müßte seine Elf die Cottbuser schlagen, ehe es am letzten Spieltag zum voraussichtlich alles entscheidenden Knüller Carl Zeiss-Sachsen kommt. Noch freilich stehen die Thüringer nicht nur mit einen Punkt, sondern auch um 13 Treffer besser da. Deshalb hätte ein Sieg der Leipziger in Hohenschönhausen ihre Situation de facto nicht verbessert, womöglich jedoch psychologische Auswirkungen gehabt: Seht her, Jena, wir kommen. Wir gewinnen und ihr nicht! Doch die Sachsen gewannen nicht, weil sie einfach zu viele Torchancen ausließen.

Selbst das Blitztor zum 1:0 und eine deutliche Überlegenheit im Mittelfeld (Stark: Baum, Nierlich, Hammermüller) ließ sie im Kopf nicht gänzlich frei werden, zumal der Ausgleich quasi auf dem Fuß folgte, per Kopf erzielt ausgerechnet durch den kleinsten FCB-Spieler Lau (der sich als B-Klassen-Mann erneut beachtlich schlug). "Das darf nicht passieren", ärgerte sich Steffens, der Thiemig (Stellungsfehler) und Köhler (im Tor geblieben) den Treffer ankreidete. Obwohl der FCB etliche heikle Situationen zu überstehen hatte (u.a. traf Baum mit abgefälschtem Schuß die Latte/62.), trug er durch sein bemerkenswertes Engagement nicht unwesentlich zur Attraktivität der rasanten Partie bei. "Anerkennung besonders denjenigen, die sonst im zweiten Glied stehen", sagte Trainer Helmut Koch, dem fünf verletzte Stammspieler fehlten. Dafür debütierte zum Schluß der schmächtige Jugendspieler Petrowsky, was die gute Nachwuchsarbeit in Hohenschönhausen nur unterstreicht. Freilich sind es noch immer die Leitwölfe wie Brestrich und Zöphel, die dem FCB-Spiel Profil verleihen. Das hieß in diesem Fall: Den Ball flachhalten, die körperliche Überlegenheit der durchweg stämmigen Sachsen umgehen. Das gelang.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Pensen, Reckmann; Schröder, Zöphel, Hennig, Wacker (64. Kallnik), Starp; Franke (76. Petrowsky), Lau
FC Sachsen Leipzig:
Köhler; Sänger; Nickeleit, Saalbach; Hammermüller, Thiemig, Baum, Nierlich, König (69. Jendrossek); Klee, Leitzke

0:1 Nierlich           ( 2.)
1:1 Lau                ( 9.)

Schiedsrichter:        Weise (Könitz)
Zuschauer:             1.090

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 22.05.1995