28. Spieltag 1994/95: FC Berlin - Bischofswerdaer FV 1908 0:0

Steffen völlig abgemeldet
Eine Entschuldigung für die überaus mäßige Vorstellung ließen beide Trainer nicht gelten. Zu dürftig waren die Leistungen hier wie da. "Einen Sieger hatte diese Partie nicht verdient", brachte es Gäste-Coach Jörg Bär auf den Punkt. Gewiß durften die Bischofswerdaer mit dem 0:0 eher zufrieden sein, als die Hohenschönhausener, doch sie blieben realistisch genug, den Punktgewinn richtig einzuordnen. Das tat auch Helmut Koch für die Berliner. Da zählte auch nicht die "englische" Woche mit dem Pokalspiel. "Selbst das kann ich nicht als Entschuldigung gelten lassen", war Helmut Koch sauer über das Gezeigte. "Das einzig Positive an diesem Spiel war der eine Punkt." Mit Fußball allerdings hatte das alles herzlich wenig zu tun. "Für mich ist das eine Einstellungsfrage gewesen", so noch einmal der FCB-Trainer.

Ihm fehlte bei der Mannschaft selbst der Wille, wenigstens kämpferisch etwas zu zeigen. Eigentlich besaßen die Berliner nur eine einzige richtige Torchance. Sie eröffnete sich dem wendigen Franke, als er urplötzlich halbrechts in gute Schußposition kam. Doch Gäste-Keeper Weidner ließ sich nicht überraschen und parierte gedankenschnell mit dem Fuß (69.). Ein Sieg wäre zwar nicht verdient gewesen, allein Franke aber war als einzigem Berliner ein Tor zu gönnen. "Weil er bei der Bundeswehr ist, kann er nicht mehr regelmäßig trainieren. Vergangene Woche konnte er überhaupt nicht. Trotzdem hat auch er drei Spiele in dieser Zeit bestritten. Ihm aber war das am wenigsten anzumerken", fand Manager Dr. Dieter Fuchs wenigstens noch ein lobenswertes Detail an der alles in allem indiskutablen Leistung. Sogar Torjäger Steffen war bei Kunze total abgemeldet und konnte sich nicht entfalten.

Einziger Lichtblick: Marcell Fensch hat seine Verletzung auskuriert und kam in den letzten 13 Minuten zum Einsatz. Wenigstens etwas bei der nach wie vor äußerst angespannten Personalsituation der Berliner. Bei aller Niveaulosigkeit war dennoch erstaunlich, daß die Gäste spielerisch sogar Vorteile hatten. Dabei begannen sie angesichts des kürzlichen 1:4 zu Hause gegen den FCB sehr zurückhaltend. "Vor ein paar Wochen haben uns die Berliner klassisch ausgekontert. Das sollte uns nicht noch einmal passieren", hatte Jörg Bär seinen Schützlingen eingeimpft. Selbst wenn auch sie keine Bäume ausrissen, so erfüllten sie doch zumindest taktisch diese Aufgabe. Nach dem Wechsel erspielten sie sich dann sogar die besseren Chancen durch Hain (49.), Wonneberger (66.) und Kreibich (71.). Doch einen Sieger hatte dieses Spiel tatsächlich nicht verdient.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Kallnik, Reckmann; Schröder, Zöphel, Oesker (77. Fensch), Müller, Starp; Steffen, Franke
Bischofswerdaer FV 1908:
Weidner; Schmidt; Kleditzsch, Kunze; Hain, Hoßmang, Gottlöber (15. Heßler), Kreibich, Diebitz; Pordzik, Wonneberger

Schiedsrichter:        Weber (Eisenach)
Zuschauer:             301

Robert Klein, Fußballwoche, 24.04.1995