26. Spieltag 1994/95: FC Berlin - FC Erzgebirge Aue 0:0

Zöphel verschoß Elfmeter
Arbeitsbiene Jens-Uwe Zöphel dürfte nachher am ärgerlichsten gewesen sein. Mit seinem Fehlschuß beim Elfmeter (28.) vergab er die größte Chance zum Sieg, den die Schwarzroten den Möglichkeiten nach auch verdient gehabt hätten. Das gab auch Aue-Trainer Lindemann zu, der freilich zum Strafstoß eine allgemein kursierende Meinung hatte: "Ich sage sonst über Schiedsrichter nichts. Aber diesmal hat er mich mit seiner Entscheidung irritiert", betonte er dezent. Weil der Mann aus Gransee aber nur wenige Meter vom "Tatort" entfernt stand, muß man ihm wohl Glauben schenken: Im Zweikampf soll Faßl gegen Franke die Regeln verletzt haben. Andere sahen die Sache ganz anders: Franke habe seinerseits den Auer Libero unfair attackiert. Um auch unsere Meinung kundzutun: Wir sahen kein Foul, keins beiderseits.

Was wiederum keine Kritik am Schiedsrichter bedeuten soll. Der FC Berlin hatte seinen überragenden Mann in Michael Steffen. Obwohl sein linkes Knie mit einem Schoner versehen war, schonte er sich nicht, setzte Gegenüber Jan Schmidt mehr als einmal matt, erarbeitete sich markante Chancen, aber er ließ sie alle (vier von insgesamt sechs) aus. Ein Manko, das man ihm freilich nicht ankreiden sollte. Pech war dabei. Vor allem bei einem knallharten Schuß aus halblinks (70.), der vorbeiging, einem Volley drüberweg nach Nikols Flanke (85.) und bei der letzten Gelegenheit (87.), den Ball aus der Drehung vehement vorbeiwuchtend. Voraus gingen jeweils Klasseleistungen des Mannes mit der Nummer 11 auf dem Trikot, so daß man am Ende sagen kann: Der beste Mann auf dem Feld wurde um den verdienten Lohn gebracht.

Mit ihm wetteiferte um die "Palme des Besten" der dunkelhäutige Auer Manndecker Amadeu Moudachirou, der freilich in allen offiziellen Verlautbarungen unter dem Familiennamen Amadou geführt wird. Der biegsame Athlet, sprung- und schlagsicher in fast allen Lagen, beherrschte den kleinen Gegenspieler Franke ziemlich sicher, der zuvor zum Verdruß seines Trainers Helmut Koch um vorzeitige Ablösung gebeten hatte. Koch: "Er ist zwar zur Zeit als Soldat ziemlich strapaziert, aber auf so was darf ich keine Rücksicht nehmen!" Die Lilaweißen aus dem Erzgebirge vergaben ihre beste Siegchance 20 Minuten nach Halbzeit. Schmidt köpfte aus Nahdistanz über das Tor. Danach war bei ihnen im Angriff Funkstille, so sehr sich der robuste Mirko Ullmann auch um torgefährliche Aktionen bemühte.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Müller, Reckmann; Schröder, Zöphel, Oesker, Starp, Nikol; Steffen, Franke (88. Zavarko)
FC Erzgebirge Aue:
Weißflog; Faßl; Kempe, Amadou; Haustein, Palke, Lucic, Schmidt (87. Rietschel), Thielemann, Kunze, Ullmann

Schiedsrichter:        Wendorf (Gransee)
Zuschauer:             421

Lutz Rosenzweig, Fußballwoche, 10.04.1995