23. Spieltag 1994/95: FC Energie Cottbus - FC Berlin 1:1

Steffen übersprang Benken
Ein Rätsel war für beide Trainer der Spielverlauf. Berlins Coach Helmut Koch fragte sich, wie es komme, daß seine Mannschaft auswärts immer besser als zu Hause spielt. "Das Remis war hochverdient. Wir hätten sogar gewinnen können." Eduard Geyer zeigte auf Energie-Seite nur ein lachendes Auge über das Wenigstens-1:1, stellte aber die Frage: "Wo kamen diesmal die vielen Schwachstellen her?" Dabei schien alles für die in der zweiten Runde so selbstbewußt auftrumpfenden Lausitzer zu laufen. Eine runde halbe Stunde tanzten sie mit den Berlinern Ballett. Schon in der 8. Minute raste Irrgang mit seinen bekannten Sturmläufen unaufhaltsam über den rasen und forderte Oster heraus.

Dann folgten Zimmerlings Tor, der sich immer mehr für die Cottbuser bezahlt macht, aber auch am Sonnabend wie die anderen Akteure einen schädlichen Virus mit sich herumschleppte: das Auf und Ab der Leistung wie auf einer Fieberkurve. Doch das Tor elektrisierte die Energetiker weiter. Kuhlee vergab eine Riesenchance nach Eingabe von Zimmerling, köpfte aber den Ball weit vorbei. So landete die Kugel in der Nähe der rund 120 Berliner Anhänger, die nach aggressiven Gesten beim Stadioneinstieg (über den Zaun) und herausforderndem Verhalten der Polizei in einen Block zusammengerückt werden mußten. Die Rot-Schwarzen brachten spielerische Potenzen ins Geschehen, und Steffens Torkopfball löste Berliner Signale aus: "Wir sind doch gar nicht schlechter als die Cottbuser."

Mit diesem Bewußtsein begannen die Außenseiter die zweite Runde. Freilich, sie blieben am Ende ohne Tor. Ein Manko. Die gelungenen Bemühungen des Mittelfeldes um Stabilität fanden im Strafraumbereich der Gastgeber keine Fortsetzung. War es Pech oder mangelhaftes Vermögen von Franke (66.), als er nach einem Schneider-Blackout den Ball nicht über den herauslaufenden Ananiew nicht ins Netz zirkeln konnte? Mag sein, daß der Wind hier ein böses Spiel getrieben hatte. So blieb es beim gerechten 1:1 in einer Partie mit mittelmäßigen Zensuren. Die schlechtesten, die es gibt, verdienten sich einige Berliner Jugendliche. Sie blockierten im Sitzen eine wichtige Kreuzung, stoppten den Verkehr mindestens eine Stunde lang in Stadionnähe, provozierten die Polizei. Bei den Auseinandersetzungen wurden drei Personen verletzt.

FC Energie Cottbus:
Ananiew; Drabow; Schneider, Benken; Kuhlee, Irrgang, Fandrich, Konetzke, Fraedrich (76. Mebus); Besser, Zimmerling
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Müller, Reckmann; Schröder, Zöphel, Oesker, Zavarko, Nikol; Steffen (88. Hennig), Franke

1:0 Zimmerling         (25.)
1:1 Steffen            (42.)

Schiedsrichter:        Sather (Grimma)
Zuschauer:             1.487

Hajo Schulze, Fußballwoche, 20.03.1995