21. Spieltag 1994/95: FC Berlin - FSV Lok Altmark Stendal 1:1

Oeskers Tor reichte nicht
In einer sehenswerten Partie trennten sich beide Klubs wie im Hinspiel leistungsgerecht 1:1. Umso verständlicher die von Zufriedenheit geprägten Statements der Trainer Koch und Urbanczyk, fanden sie doch den jeweiligen Aufwärtstrend der vergangenen Wochen bestätigt, womit der unmittelbare Kontakt zur Abstiegszone erst einmal ad acta gelegt werden kann. Die Berliner scheinen reifer geworden zu sein, im jugendlichen Elan produzierte Fehler sind nur noch selten zu registrieren. Mit der Genesung Oeskers hat das Mittelfeld an Stabilität gewonnen, muß Brestrich sich weniger in die Angriffsbemühungen mit einschalten, was seiner Defensivleistung sichtbar zugute kommt.

Der Routinier imponierte mit gutem Stellungsspiel, zeigte sich zweikampf- und kopfballstark, sorgte mit präzisen Schlägen für Ruhe und Ordnung im Abwehrbereich, in dem Fensch nach wohl nicht ganz auskurierter Verletzung eine Halbzeit lang große Probleme mit dem clever Ball und Gegner abschirmenden Wiedemann hatte. Nachfolger Reckmann zog sich da achtbarer aus der Affäre. Aus dem laufstarken Mittelfeld ist Schröder hervorzuheben, über die volle Distanz nahezu im Sprintertempo marschierend. Gewinnt der Linienflitzer an Übersicht und findet den Zeitpunkt des richtigen Abspiels, kann aus dem hinten wie vorn gleich starken Youngster viel werden. Dies gilt auch für Nikol und Franke, die nach ungemein starkem Beginn etwas abfielen, noch an Konstanz gewinnen müssen. Steffen hatte es gegen den kantigen Buchheim schwer.

Zudem war Schiedsrichter Fleske nicht unbedingt auf "seiner Seite". Dennoch rackerte der Torjäger bis zum Schluß, wurde durch die Vorbereitung des Führungstreffers belohnt. Die Altmärker zeigten sich ungemein kompakt, verließen sich gegenüber früheren Berlin-Auftritten nicht allein auf ihre vom überragenden Dau dirigierte Abwehr. Bereits im Mittelfeld klug gestaffelt, suchten sie jede Möglichkeit, selbst die Initiative zu ergreifen, wobei sich vor Halbzeit Gebhardt, später der lange neben seinen Schuhen stehende Topor als Ideengeber hervortaten. Mit Wiedemann besaß man den idealen Anspielpunkt, der mit Ruhe und Abgeklärtheit am Ball seinen Mitspielern immer wieder das Nachrücken ermöglichte. Fazit: Beide Mannschaften sollten mit dem Abstieg nichts zu tun bekommen.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Müller, Fensch (46. Reckmann); Schröder, Zöphel, Oesker, Hennig, Nikol; Steffen, Franke (78. Kallnik)
FSV Lok Altmark Stendal:
Heinrichs; Dau; Westendorf, Buchheim; Lenz, Schmidt (74. Grempler), Topor, Gebhardt, Aurich; Wiedemann, Bergen (64. Roswandowicz)

1:0 Oesker             (79.)
1:1 Dau                (89.)

Schiedsrichter:        Fleske (Schönow)
Zuschauer:             397

Harri Ramin, Fußballwoche, 06.03.1995