18. Spieltag 1994/95: Spandauer SV 1894 - FC Berlin 2:1

SSV-Glücksgriff mit Vogler
Selbst SSV-Trainer Norbert Stolzenburg gab zu: "Ein am Ende glücklicher Sieg! Es war ein beiderseits nervös geführtes Spiel. Ein Vorwurf gilt meinen Leuten, daß der Ball nicht lange genug gehalten wurde." FCB-Trainer Helmut Koch wirkte mit Recht etwas traurig: "Wir hatten doch unsere Möglichkeiten. Nach Absage des erkrankten Franke waren wir im Angriff ohne Durchschlagskraft." Geburtstagskind Uwe Woyde (29) schleppte Sekunden nach dem Schlußpfiff einen Kasten Bier in die Kabine. Das zweite SSV-Geburtstagskind Andreas Vogler (30) war indessen Glückskind des Tages. Von Stolzenburg für den von Reckmann abgemeldeten Kolloff erst elf Minuten davor auf's Feld geschickt, traf er in buchstäblich letzter Minute! Wer nach bisheriger Analyse nur an einen glücklichen Sieg der Weißroten denken mag, sei beruhigt: Den Chancen nach lag der SSV mit 6:2 vorn! Wobei kurios ist, daß bis Halbzeit eigentlich für keine Seite eine hochprozentige Gelegenheit dabei war! Bestätigung der taktischen Maßnahme beider Trainer, nur je eine "echte Spitze" auf's Feld zu schicken.

Bestätigende Feststellung: Sowohl Steffen, den der aufmerksame Chaabo blockierte, als auch Jopek, meist Zweiter gegen Fensch, brachten trotz emsigen Mühens kaum etwas zustande. Als nachher eine Art "Alles oder nichts" in der Luft lag, häuften sich freilich die Chancen. Zimmer, besonders geschickt als "Nahkämpfer", trifft köpfend nicht (50.), Kolloff kommt bei Jopeks Flanke um den Bruchteil einer Sekunde zu spät (54.), Thamkes Volley landet nach einer Rechtsflanke genau bei Oster (73.), und Jopek schießt einen Gegner an (90.). Das war Sekunden vor Voglers Siegtor. Für die Schwarzroten vergibt beim Stande von 1:1 Reservemann Lau (87.) den möglichen Sieg, wohl vor lauter Verblüffung Woydes Patzer nicht nutzend. Schon bei Schilderung dieses Sachverhalts wird klar, daß auch der FCB hätte gewinnen können. In einer Partie, die gutes Niveau nachwies. Daß Stolzenburg von den fünf letzten Neuerwerbungen nur Kolloff aufbot (ihn ersetzte dann ein anderer Neuling, nämlich Vogler), beruht auf dem Sicherheitsdenken des einstigen Rekordtorschützen. So lange so etwas Erfolg hat, ist der große Norbert unangreifbar.

Spandauer SV 1894:
Schramm; Woyde; Höche, Chaabo; Polenski, Thamke, Niederhübner, Henklein, Zimmer; Kolloff (78. Vogler), Jopek
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Fensch (71. Lau), Reckmann; Schröder, Zöphel, Müller, Nikol, Oester; Steffen, Hennig

1:0 Kolloff            (67.)
1:1 Brestrich          (76.)
2:1 Vogler             (90.)

Schiedsrichter:        Blumenstein (Berlin)
Zuschauer:             342

Lutz Rosenzweig, Fußballwoche, 06.02.1995