11. Spieltag 1994/95: Bischofswerdaer FV 1908 - FC Berlin 1:4

Trotz Führung...
Vierte Heimniederlage für Bischofswerda, dritter Auswärtssieg für FC Berlin. So nüchtern ließe sich der überraschende 4:1-Auswärtssieg der Koch-Schützlinge in der Oberlausitz kommentieren. Doch das Duell der Tabellennachbarn hielt viele, aus Gastgebersicht unangenehme Überraschungen parat. Bischofswerdas Trainer Jörg Bär: "Einige in meiner Mannschaft müssen sich fragen lassen, ob sie überhaupt in der Regionalliga spielen wollen. Nach dieser Saison werden wir uns von einer Handvoll Spieler trennen müssen. Doch bis dahin sind alle noch in der Pflicht." Die Nachholpartie gegen die jungen, vor Elan und Spielfreude sprühenden Berliner machte eines deutlich: Die halbe Mannschaft der Bischofswerdaer verzeichnete erschreckende Schnelligkeitsnachteile. Die Abwehr um Libero Andreas Schmidt wurde von Hennig, Franke, Steffen und Co. von einer in die andere Verlegenheit gestürzt. Zumindest bis zur Pause hielt BFV-Keeper Weidner aber seinen Kasten sauber, auch weil Franke (2. und 33.) und Hennig (15. und 30.) die nötige Übersicht fehlte.

Auf der Gegenseite verbrachte FCB-Torwart Oster bis zum Seitenwechsel einen geruhsamen Nachmittag. Wie aus heiterem Himmel gingen die Platzbesitzer nach 53 Minuten durch Wonneberger in Führung. Eine Flanke von Kreibich - Schiedsrichter Robel ignorierte die Fahne seines Linienrichters - schlenzte "Schiebocks" auffälligster Akteur mit dem Kopf in die Maschen. "Unbegreiflich, wie derart erfahrene Spieler sich schon Sekunden später diesen Vorteil wieder aus der Hand nehmen lassen, anstatt mit dem unverhofften Pfund zu wuchern", schüttelte BFV-Präsident Paul den Kopf. Praktisch im Gegenzug glich Hennig aus. Innerhalb von drei Minuten sorgten Franke und Hennig für die Entscheidung. "Ein Sieg, der auch in dieser Höhe gerechtfertigt ist. Die Gäste wirkten frischer, waren gedanklich auf der Höhe. Bischofswerda hingegen habe ich lange nicht so saft- und kraftlos gesehen", analysierte Ex-FIFA-Referee Klaus Peschel. Schieri Robel hatte im Oktober des vergangenen Jahres das Punktspiel nicht anpfeifen können, nachdem die Berliner aufgrund eines Unfalls und mehrerer Autobahnstaus zu spät in Bischofswerda angekommen waren.

Bischofswerdaer FV 1908:
Weidner; Schmidt; Kleditzsch, Kunze, Hoßmang; Hain, Weickert, Kreibich (66. Bank), Diebitz (66. Heßler); Pordzik, Wonneberger
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Müller, Reckmann; Schröder, Zöphel, Oesker, Hennig, Nikol; Steffen (77. Lau), Franke

1:0 Wonneberger        (53.)
1:1 Hennig             (54.)
1:2 Franke             (63.)
1:3 Hennig             (65.)
1:4 Oesker             (70.)

Schiedsrichter:        Robel (Briesen)
Zuschauer:             643

Jürgen Schwarz, Fußballwoche, 27.02.1995