10. Spieltag 1994/95: FC Berlin - FSV Optik Rathenow 4:1

Franke ein toller "Zwerg"
Nach überstandener Krankheit durfte FCB-Trainer Helmut Koch nun auch einen Sieg mit vier eigenen Toren bejubeln. "Daran könnte man sich ja richtig gewöhnen", schwärmte er. Trotzdem blieb er wie immer auf dem Teppich, "denn es gab auch jede Menge zu bemängeln". Gewiß täuscht der deutliche Erfolg ein wenig über das wahre Spiel hinweg. Eine Stunde lang befand sich auch beim Sieger ziemlich viel Sand im Kombinationsgetriebe. Vor allem im Spielaufbau lief nicht sonderlich viel zusammen. Zudem klappte das Zusammenspiel in der engeren Abwehr nicht wie gewohnt. Abstimmungsprobleme vor der Pause zwischen Libero Brestrich und Torhüter Oster führten nicht unbedingt zu ruhigem Spiel.

Selbst das recht frühe 1:0 brachte keine Sicherheit in die Aktionen der Berliner. Die Abspielfehler häuften sich, Chancen blieben selten. Die Quittung folgte fast auf dem Fuß mit dem schön herausgespielten 1:1. "Jetzt dachte ich, wir haben sie", frohlockte Optik-Trainer Ingo Kahlisch. Seine Freude währte ganze 60 Sekunden, dann befand sich der FCB endgültig auf der Siegerstraße. "Unser Glück war, daß wir unmittelbar nach dem Ausgleich erneut in Führung gingen", sagte Koch. Mit dem Doppelschlag durch Hennig, der jeweils von toller Vorarbeit seiner Mitspieler profitierte, zogen die Hohenschönhauser endlich ihre souveränen Kreise. Jetzt marschierte vor allem Franke nach Herzenslust, durch die Gäste-Abwehr. Überhaupt taute nun die Doppelspitze der Gastgeber so richtig auf.

"Es ist schon erstaunlich, wie die, beiden 1,65-m-Stürmer wirbelten", lobte der Trainer die beiden "Zwerge". Mit fortschreitender Spielzeit ließen sie sich von ihren Gegenspielern überhaupt nicht mehr binden. So sehr sich die Rathenower den kurzzeitigen Ausgleich auch verdient hatten, mit dem neuerlichen Rückstand brachen sie sowohl körperlich als auch moralisch regelrecht zusammen. "Dabei kann ich der Mannschaft keinerlei Vorwürfe machen", blieb Kahlisch in seinem Urteil, loyal. "Durch die späte Qualifikation hatten wir keinerlei Pause zwischen zwei Spieljahren. Zudem gehen die Spieler einer regelmäßigen Arbeit nach, so daß der Kräfteschwund völlig erklärlich ist." Den Rathenowern bleibt so nur übrig, sich mit Anstand in die Winterpause zu retten.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Müller, Reckmann; Schröder (71. Starp), Zöphel, Kallnik, Nikol, Fensch; Franke, Hennig
FSV Optik Rathenow:
Rotter; Oberschmidt; Baetz, Wiedemann (8. Fischer); Ehlert, Gimro, Block, Ristow, Kestner (82. Urner); Hintz, Schulz

1:0 Brestrich          (16.)
1:1 Ristow             (65.)
2:1 Hennig             (66.)
3:1 Hennig             (68.)
4:1 Franke             (84.)

Schiedsrichter:        Eßbach (Leipzig)
Zuschauer:             312

Robert Klein, Fußballwoche, 17.10.1994