09. Spieltag 1994/95: FC Erzgebirge Aue - FC Berlin 2:4

Superkonter des FC Berlin
Es gibt Niederlagen, nach denen man trotzdem erhobenen Hauptes vom Platz gehen kann. Das traf auf Aue vor der Saisonrekordkulisse von 5.000 Besuchern (!) nach der ersten Heimniederlage zu. Trainer Lutz Lindemann brachte es auf den Punkt: "Wir waren zwar die Gejagten, hatten aber selbst genügend Chancen. Nach dem 0:2 und 1:4 bewiesen wir Riesenmoral. Unser Weg ist trotz der Niederlage richtig." FCB-Manager Dr. Dieter Fuchs verhehlte seine Genugtuung nicht: "Wir waren gewarnt. In unserem besten Auswärtsspiel ging die Kontertaktik voll auf. Unsere Spieler boten eine tolle Energieleistung, wobei das Resultat nicht ganz dem Spielverlauf entspricht." Die 1. Halbzeit verlief ausgeglichen. Chancen für Sonner (4.) und Lucic (22.) sowie für Reckmann (8.) und Müller (44.) bei den Gästen verdeutlichten die ausgeglichenen Spielanteile. Die "Veilchen" waren zwar optisch überlegen, aber die Berliner störten sehr geschickt den Spielaufbau der Gastgeber.

Halbzeit-Höhepunkt: Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf wurde als 1.000. Vereins- und zugleich Ehrenmitglied beim FC Erzgebirge aufgenommen! Nach dem Wechsel überschlugen sich die Ereignisse. FCB-Führung (49.); Gelb-Rot für Faßl (52.) nach wiederholtem Foulspiel; 0:2 (55.) nach weiterem FCB-Konter. Nun stürmten die Hausherren wie entfesselt. Oster bot Glanzparaden 60., 67., 70., 73.). Riesenstimmung nach dem Anschlußtreffer. Doch eiskalt legten die Berliner zwei weitere Tore drauf. Nach dem Solo zum 2:4 durch Lucic bebte das Stadion. Niemand verließ die Ränge. Niemand wollte sich mit der Niederlage gegen die spielerisch besseren Berliner abfinden. Zu allem Überfluß sah auch noch Lucic Gelb-Rot (87.). 60 Sekunden vor Schluß köpfte Brestrich einen Leonhardt-Knaller von der Linie. Und in der allerletzten Minute setzte Leonhardt das Leder an den Pfosten. Aue stand tatsächlich noch vor dem Ausgleich. Dank einer unwahrscheinlichen Energieleistung, pausenlos von den Fans nach vorn getrieben. Am Ende gab's Beifall für beide Mannschaften für ein herrliches Spiel.

FC Erzgebirge Aue:
Weißflog; Hoeks (65. Heim); Amadou, Palke; Kempe, Faßl, Haustein, Rietschel (59. Leonhardt), Lucic, Sonner; Kunze
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Fensch, Reckmann; Schröder (85. Göllnitz), Zöphel, Kallnik, Nikol, Müller; Franke, Steffen (80. Hennig)

0:1 Steffen            (49.)
0:2 Müller             (55.)
1:2 Heim               (74.)
1:3 Steffen            (79.)
1:4 Hennig             (80.)
2:4 Lucic              (82.)

Schiedsrichter:        Keßler (Jena)
Zuschauer:             5.000

Lothar Bösecke, Fußballwoche, 10.10.1994