02. Spieltag 1994/95: Hertha BSC Berlin (Amat.) - FC Berlin 6:2

Isas tolle Ein-Mann-Show
Dieses Spiel war eine echte Werbung für die neue Regionalliga. Über eine Stunde stand die kurzweilige und phasenweise technisch anspruchsvolle Partie auf des Messers Schneide, die Zuschauer durften acht Tore und eine Galavorstellung des früheren Zehlendorfers Harun Isa bestaunen. Die Kreise des Mazedoniers konnten weder vom hochgelobten Juniorennationalspieler Fensch, noch später von Reckmann entscheidend eingeengt werden. Zwar gönnte sich der trickreiche Angreifer auch gelegentliche Kunstpausen, doch empfahl er sich mit zahlreichen gelungenen Aktionen nachhaltig für eine Berücksichtigung in der Zweitligaelf. "Wir haben jetzt vier Punkte gegen den Abstieg gesammelt", trat Hertha-Trainer Jochen Ziegert nachher auf die Euphoriebremse und gab zu, daß die Partie bis zum 2:2 auf der Kippe stand. In der Tat hatten die Blau-Weißen zum Beginn der zweiten Hälfte etwas ihre spielerische Linie verloren. Der FCB besaß durch Hennig, dessen Schuß vom sicheren Greil abgewehrt wurde und den nachsetzenden Zöphel, der den Kasten knapp verfehlte (69.) zwei Riesenmöglichkeiten, selbst in Führung zu gehen.

Zwar geht der Erfolg der Herthaner aufgrund des ausgeprägteren Siegeswillens in Ordnung, jedoch wird das Resultat der Leistung des früheren DDR-Rekordmeisters nicht gerecht. Der Knackpunkt im FCB-Spiel liegt momentan in der Defensive. Neun Gegentore in nur zwei Spielen sprechen Bände. Dabei boten die Hohenschönhausener mit Brestrich, Fensch und Reckmann genau jene Abwehrformation auf, die noch im Vorjahr mit nur 25 Gegentreffern als Klassenbeste abschnitt. Routinier Brestrich glänzte zwar in der Offensive, doch in der Organisation der eigenen Hintermannschaft waren Mängel unübersehbar. Fensch wirkte im ersten Spiel nach der Junioren-EM unkonzentriert und auch Reckmann hat schon souveränere Leistungen geboten. Absehbar dürfte sein, daß der zurückgekehrte und derzeit erkrankte Keeper Dittrich nach seiner Genesung den kaum einen Rückhalt bietenden Oster im Tor ablösen wird. "Wir dürfen nach dieser Klatsche den Kopf nicht in den Sand stecken", gab FCB-Trainer Helmut Koch die Devise für die nächsten Aufgaben aus.

Hertha BSC Berlin (Amat.):
Greil; Gebell; Dzajic, Mielke; Dohrwardt, Holzbecher, Jaekel (52. Stern), Gezen, Kolczyk (72. Fährmann); Isa, Kaiser
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Fensch, Reckmann; Schröder, Zöphel, Oesker (76. Lau), Nikol, Müller; Steffen, Hennig

1:0 Kaiser             (30.)
1:1 Brestrich          (41.)
2:1 Isa                (51.)
2:2 Oesker             (64.)
3:2 Isa                (77.)
4:2 Stern              (80.)
5:2 Isa                (84.)
6:2 Holzbecher         (89.)

Schiedsrichter:        Sax (Berlin)
Zuschauer:             545

Klaus Trapp, Fußballwoche, 08.08.1994