01. Spieltag 1994/95: FC Berlin - Spandauer SV 1894 3:3

Der SSV führte bereits 3:0
Eine in ihrer Auswirkung sicherlich nicht so gedachte Auswechslung (Lau für den von Boldt total abgemeldeten Steffen) brachte eine nicht mehr erwartete Wende. SSV-Trainer Stolzenburg sah sich veranlaßt, den Lau um Haupteslänge überragenden Abwehrrecken ins Mittelfeld zu ziehen, was in der Folge zu Unsicherheiten in der bis dahin gut stehenden Abwehr und daraus resultierend dem nicht mehr für möglich gehaltenen Remis führte. Lange spielten die Spandauer aus einer von Henklein glänzend organisierten, dicht gestaffelten Abwehr, bei tropischen Temperaturen auf sich bietende Kontermöglichkeiten lauernd.

Über Zimmer - oft klug das Tempo herausnehmend - und den dribbelstarken Kretschmer lief viel Durchdachtes, vorn rieb sich Jopek förmlich auf, schuf dabei Raum für den eigentlich unauffällig agierenden Adamovic, den dieser zu drei in Ausführung und Abschluß eiskalt erzielten Treffern nutzte. Dabei darf nicht verschwiegen werden, daß die FC-Abwehr in nur als desolat zu bezeichnender Art und Weise Pate stand. Auf einer Linie stehend (obwohl immer Überzahl bestand), lud sie den schnellen Angreifer förmlich zum Toreschießen ein. Sollte da etwa eine Vierer-Abwehrkette kopiert werden? Trainer Helmut Koch war sich einer diesbezüglichen Order nicht bewußt, blickte daher trotz des Punktgewinns nicht gerade fröhlich drein.

Natürlich bewies seine junge Truppe, der die verletzten Franke und Pronischew sowie der bei der Jugend-EM spielende Fensch spürbar fehlten, Moral. Spielerisch lief jedoch nur wenig zusammen boten selbst die erfahrenen Zöphel und überraschend auch Brestrich wenig Produktives. Trainer Koch sah dafür die Ursache in der fehlenden Laufbereitschaft seiner Akteure, wobei aus unserer Sicht Nikol - über links durchgängig marschierend - und der vorn unermüdlich wuselnde Hennig diesbezüglich ihr Soll erbrachten. Nikols Treffer löste dann auch jene Fesseln, der in der dramatischen Schlußphase zum nicht mehr erwarteten Happyend führte, wobei nicht verschwiegen werden soll, daß Kretschmer (74.) und Chaabo (Pfostenschuß/79.) bei klaren Möglichkeiten eigentlich für den Knockout sorgen mußten.

FC Berlin:
Dittrich; Brestrich; Müller, Reckmann; Schröder, Kallnik, Zöphel, Oesker, Nikol; Steffen (64. Lau), Hennig
Spandauer SV 1894:
Eckstein; Henklein; Sarikaya, Boldt; Niederhübner, Thamke, Zimmer, Kretschmer, Chaabo; Jopek (87. Saternus), Adamovic (69. Höpcke)

0:1 Adamovic           (19.)
0:2 Adamovic           (45.)
0:3 Adamovic           (60.)
1:3 Nikol              (69.)
2:3 Hennig             (75.)
3:3 Oesker             (85.)

Schiedsrichter:        Wagner (Burkhartshain)
Zuschauer:             340

Harri Ramin, Fußballwoche, 01.08.1994