Spielbericht 25. Spieltag 1993/94: FC Berlin - PFV Bergmann-Borsig Berlin 4:0

Hartmann im Brennpunkt
Alle lobten ihn, viele sahen in ihm den besten Mann auf dem Platz - dennoch ging er gesenkten Hauptes in die Kabine: Detlef Hartmann. Das muß einen tüchtigen Torhüter schon wurmen, der sogenannte "Hundertprozentige" im Dutzend abwehrte, aber eine klare Niederlage seiner Mannschaft nicht verhindern konnte. Die Pankower stemmten sich mit Glück und Geschick gegen den (erwarteten) Punktverlust bis zur 42. Minute. Dann brach ihr (Abwehr-)Damm. Doch bereits vorher spielte der FCB den Gast glatt an die Wand. Der Kampf Hartmann gegen Hohenschönhausen nahm zuweilen dramatische Formen an.

Die Höhepunkte: Henschel aus 20m - Torwart zur Ecke (13.), Zöphel aus 20m - Torwart pariert (17.), Müller aus 18 m - Torwart pariert (25.), Fensch aus 8m - Torwart pariert (27.), Pronitschew mit Kopfball-Aufsetzer - Torwart zur Stelle (36.), Franke aus 10m - Torwart zur Ecke (39.), Franke aus 8m - Torwart zur Ecke (40.), Fensch aus 10m - Torwart pariert (48.), Henschel aus 16m - Torwart (53.), Henschel aus 12m - Torwart (56.), Franke mit Kopfball aus 5m - Torwart (60.) und Reckmann aus 18m - Torwart (61.). Etliche Schüsse, die das Gehäuse nur knapp verfehlten, am häufigsten von Henschel, Pronitschew und Franke, erweiterten diese Liste. "Auch gegen den Tabellen-Vorletzten mußten wir als Favorit zunächst kämpfen, ehe wir zum gefälligen Kombinationsspiel fanden", wertete FCB-Trainer Koch, "allerdings wünschte ich mir das 1:0 zu einem früheren Zeitpunkt als erst kurz vor der Pause."

Seine Schützlinge hielten diesmal ihr Tempo fast bis zum Schluß. Erfahrung und Schwung von Henschel übertrugen sich auf die jüngeren Spieler. Brestrich und Zöphel erreichten Leistungen der guten Kategorie, beide sind seit Wochen ohne Schwankungen. Pronitschew und Franke schlugen gelegentlich einen Haken zuviel, gefährlich blieben sie stets. Die Flanken von rechts, meist von Jesse, lösten beim Gegner höchste Alarmstufe aus. Lenz und Fensch, die in der zweiten Halbzeit ihre Seiten tauschten, blockten die wenigen BB-Angriffe dicht hinter der Mittellinie ab. Zeitweilig tummelten sich 21 Männer in der Pankower Spielhälfte. Bergmann-Borsig ging nicht katastrophal unter, dank Hartmann, aber Siegeschancen besaß es nie. Drei Gelegenheiten, die sich Hornauer (7., 45.) und Rosalski (58.) eröffneten, schüttelte der Herr im Hause lässig ab. Die Pankower werden ihren Platz in der Oberliga wohl halten. Aber was bringt die Zukunft?

FC Berlin:
Dittrich; Brestrich; Lenz, Fensch; Jesse, Oesker (59. Reckmann), Henschel, Zöphel, Nikol; Pronitschew [G], Franke
PFV Bergmann-Borsig Berlin:
Mentzel; Kamin, Joppien; Siwa, Buttgereit, Bahlo, Rosalski, Hornauer (59. Kremser); Buth, Dober (46. Maske)

1:0 Henschel         (41.)
2:0 Pronitschew      (57.)
3:0 Reckmann         (69.)
4:0 Pronitschew      (84.)

Schiedsrichter:      Brennecke (Berlin)
Zuschauer:           153


Kurt Auerbach, Fußballwoche, 11.04.1994