33. Spieltag 1992/93: Spandauer BC - FC Berlin 2:2

Blocks Ausgleich in letzter Minute
Als der Wolkenbruch kam, setzte der SBC zum letzten verzweifelten Ansturm an. Block, für den hängenden Kopfes abgetretenen Pagel reingekommen, rammte die Kugel nach dem fünften Eckball unhaltbar zum 2:2 ins Netz, Freund und Gegner dabei nicht achtend. Danach kam Griebel noch zweimal vors Tor - nichts. Ein Sieg des SBC hätte den umwerfenden Kampfgeist der "Ziegelhofer" belohnt - das größere Können nicht. Das lag trotz herber Eigenkritik von Trainer Bogs bei den Hohenschönhausenern. Und im Gegensatz zum Trainer sind wir der Meinung, daß gerade von den Technikern Rehbein, Nikol, Jesse und Rambow jenes ausging, was man "höhere Spielkultur" nennt. Die Spandauer praktizierten um ihren aufopfernden Libero Abdessemed ein zuweilen riskantes Spiel. Oft war er vorn zu finden, verwirrte so die Blauen vor Oster und hatte seine beste Gelegenheit, als er sechs Minuten nach Halbzeit etwa acht Meter vor Oster an den Ball kam, vorbildlich vom wieder "aufsteigend" tätigen Talent Krämer eingesetzt.

Aber er köpfte "unhaltbar" übers Tor. Ein Freistoß von ihm (68.) zischte beim Stande von 1:2 knapp drüberweg. Das durchaus mögliche 1:3 verhinderte auf der anderen Seite der aufmerksame Bröke, als die beim Freistoß profihaften Gäste (Brestrich spielte steil) durch Jopek (77.) völlig frei vor ihm auftauchten. Bröke rettete gedankenschnell. Als freilich Franke mit dem Ball am Fuß schier unaufhaltsam im Strafraum vor Bröke auftauchte (52.), "legte" ihn Zart in äußerst rotverdächtiger Manier (Richter zog nur "Gelb"). Insgesamt eine gute Partie, die trotz des erheblichen Aufwands vor allem seitens der SBCer kämpferisch in den Grenzen blieb. Bei 17 Foul-Pfiffen gegen Spandau und 22 gegen den FCB.

Nimmt man's genau, dann hat der Vorjahrsbeste bei 12:8 Torchancen den Sieg eher verdient als der SBC, dessen Kampfgeist aber ein diesbezügliches Minus ausgeglichen hat. Man muß abwarten, welche Spieler Dietmar Speßhardt und seine Freunde am Ziegelhof nach dem Abstieg bei der Stange halten können. Wird's darin nicht zu herbe, kann der gestern zuschauende neue Trainer Wolfgang Wilke auf eine gute Rolle seiner Mannschaft in der Verbandsliga 1993/94 hoffen. Jürgen Bogs (FC Berlin), wie meistens etwas unzufrieden: "Bei uns kam zu wenig aus dem Mittelfeld! Und dann die Chancen: Allein Rehbein ließ Gelegenheiten zu mehreren Toren aus." Hans Oertwig (SBC) lobte trotz bitteren Abstieg-Vollzugs seine Truppe: "Wir haben gegen den Favoriten gut mitgehalten, die Räume eng gemacht. Das Tor zum 1:2 war nicht nötig. Allein Griebel hatte den Sieg am Ende noch zweimal auf dem Schuh."

Spandauer BC:
Bröke; Abdessemed; Zart (67. Griebel), Ziege; Gericke, Krämer, Howaldt, B. Skerka, Prill; Pagel (67. Block), A. Skerka
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Zöphel, Reckmann; Jesse, Nikol, Rehbein, Rambow, Thiel; Jopek (83. Oesker); Pronischew (46. Franke)

0:1 Rambow           (37.)
1:1 Pagel            (41.)
1:2 Brestrich        (65.)
2:2 Block            (90.)

Schiedsrichter:      Richter (Berlin)
Zuschauer:           226

Lutz Rosenzweig, Fußballwoche, 10.05.1993