25. Spieltag 1992/93: FSV Rot-Weiß Prenzlau - FC Berlin 2:1

Nur Rehbein / FCB-Spitzen in Prenzlau unter Form
Alles reine Nervensache! Unmittelbar nach Beginn des Spiels bereits im Rückstand liegend, mußte Prenzlau Schlimmes befürchten. Zumal der durch Rehbeins Treffer sichtlich aufgemöbelte FCB zunächst die Szenerie beherrschte, mit relativ abgeklärtem Stil das Tempo regulierte. Vom Glück begünstigt durch den Ausgleich, spürte Rot-Weiß aber dann schnell, daß der Gegner keinesfalls unverwundbar war, sich unter Druck zu erstaunlich vielen Fehlern hinreißen ließ. Und genau das war in der Folgezeit mehr und mehr der Fall. Bei Rot-Weiß kann man in der gegenwärtigen Situation unbedingt davon ausgehen, daß die kämpferische Moral untadelig ist. Wenn dann auch der spielerische Rhythmus gefunden wird, wie diesmal nach ungefähr 20 Minuten, dann ist die Mannschaft in ihrer Leistungsfähigkeit nur schwer einzuschätzen und schon gar nicht zu bremsen.

In jenem Maße, wie bei RWP die Aggressivität zunahm, ging bei den Berlinern die Systematik im Spielaufbau verloren, kam ihre kluge Raumaufteilung der Startphase mit immer wieder variabel inszenierten Angriffen nicht mehr zum Tragen. Und Maziarczyk erwies sich im kraft- und laufaufwendigen Spiel zugleich als ständiger Unruheherd. Mit ihm hatte der FCB so seine liebe Müh und Not eigentlich über die gesamte Distanz hinweg. Moral zu beweisen, wie anfangs erwähnt, galt es später dann aber auch unter anderen Vorzeichen. Als der FCB darauf drängte, den Rückstand wettzumachen, mußten die Räume immer wieder rechtzeitig geschlossen werden, was einem Kraftakt gleichkam. Aber auch ihn bestand der verdiente Sieger letztendlich, wobei einige Akteure ganz offensichtlich ein Maximum an Einsatzbereitschaft erreichten.

Das beeindruckte und verwehrte den Berlinern echte Erfolgschancen, sieht man einmal von einem Lattenschuß (73.) ab. Beide Spitzen, die zu Recht ihre Plätze räumen mußten, blieben dabei unter dem Niveau. Gegen die in der Konterattacke unverdrossenen Prenzlauer ein nicht zu bewältigendes Handicap! Jürgen Bogs (FCB): "Über die Taktik Prenzlaus, mit Steilpassen aus einer verdichteten Abwehr zu operieren, waren wir uns eigentlich im klaren, doch unterbinden konnten wir sie nicht im gewünschten Maße. Unser Spiel lief zu sehr in die Breite, erhielt erst nach Halbzeit etwas zwingenderen Zuschnitt über die Flügel. Doch um daraus Kapital zu schlagen, hätten die beiden Sturmspitzen agiler auftrumpfen müssen.

FSV ot-Weiß Prenzlau:
Deleroi; Goschka; Schilling, Tauhardt; Matzke (60. Schultze), Wilski, Gubanow, Persecke, Rogalla
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Reckmann, Zöphel; Jesse, Rehbein, Rambow, Schröder, Michal; Pronischew (77. Jopek), Pastorek (72. Richert)

0:1 Rehbein            ( 1.)
1:1 Rogalla            ( 4.)
2:1 Persecke           (65.)

Schiedsrichter:        Reck (Demmin)
Zuschauer:             360

Peter Huhn, Fußballwoche, 15.03.1992