12. Spieltag 1992/93: FC Berlin - Greifswalder SC 3:4

Trauriger Lange
Es liefen bereits 200 Nachspielsekunden, als mit dem letzten Angriff Rambow den Ball per Kopf zum vermeintlichen 4:4-Ausgleich ins Tor bugsierte, aber der Linienrichter hob unverständlicherweise die Fahne - Abseits! Wütende Proteste der Berliner Spieler, und das Gespann mußte unter dem Schutz der Ordner vor aufgebrachten Spielern und Zuschauern in die Kabine gebracht werden. Dies war jedoch nicht die einzige grobe Fehlleistung des Unparteiischen, denn kurz vor der Pause wurde Libero Wriedt zu Recht für 10 Minuten des Feldes verwiesen. Komisch nur, daß er nach 6 (!) Minuten Spielzeit in der zweiten Hälfte auf das Feld kommen durfte, obwohl höchstens 90 Sekunden aus der ersten Halbzeit verbüßt waren. Wriedt war noch nicht einmal 30 Sekunden auf dem Feld, da erzielte er den Ausgleich - als die Berliner darauf warteten, daß der Ball ins Aus geschossen wird, weil Rehbein verletzt auf dem Rasen lag. Allerdings muß man objektiv eingestehen, daß die Berliner selbst Schuld an der unnötigen Niederlage waren: Man begann da, wo man vorige Woche beim SSV aufgehört hatte - mit druckvollem Angriffsspiel.

Doch die schnelle Führung machte die Mannschaft zu sicher, individuelle Fehler in der Abwehr häuften sich, und die wurden von den Gästen konsequent ausgenutzt. Pech dabei für das Geburtstagskind Marco Lange (er wurde 19), daß er in seinem ersten Oberligaspiel (Oster verletzte sich im Training) ebenfalls nicht frei von (Nervositäts)-Schwächen war und zumindest das zweite Tor hätte verhindern können. Aber an ihm allein lag es mit Sicherheit nicht. Das Lob von Trainer Bogs nach dem wirklich guten SSV-Spiel war einigen wohl zu Kopf gestiegen, und so hatte man den schlecht in die Saison gestarteten letztjährigen "Vize" unterschätzt, der aber heute kämpferisch stark war, trotz zweimaligen Rückstandes Moral bewies und die Geschenke zum Toreschießen dankbar annahm. Jürgen Bogs (FC Berlin): "Es ist eine bittere Niederlage für uns. Das schnelle 2:0 hat uns zu sicher gemacht, jeder Sieg muß neu erarbeitet werden. Individuelle Abwehrfehler und schwache Zweikampfführung brachten uns auf die Verliererstraße."

FC Berlin:
Lange; Brestrich; Starp (57. Nicol), Reckmann; Jesse, Michal, Rehbein, Rambow, Thiel; Pastorek, Jopek (57. Franke)
Greifswalder SC:
Böhme; Wriedt; Bertram, Ostrowski; Töllner, Bullerjahn (87. S. Gerth), Murawski, Klein, Jung; Bajdalski (65. Strehlow), M. Gerth

1:0 Rambow             ( 7., Foulstrafstoß)
2:0 Pastorek           ( 9.)
2:1 M. Gerth           (22.)
2:2 M. Gerth           (24.)
3:2 Pastorek           (32.)
3:3 Wriedt             (52.)
3:4 Bullerjahn         (63.)

Schiedsrichter:        Wendorf (Templin)
Zuschauer:             204

Sven Gusko, Fußballwoche, 19.10.1992