11. Spieltag 1992/93: Spandauer SV 1894 - FC Berlin 0:7

Rambow und Rehbein glänzten / Henkleins Ausfall wog schwer - Zweistelliger FCB-Sieg möglich
Betretene Gesichter beim SSV nach 0:8 Punkten und 2:17 Toren aus den letzten vier Spielen. Der in allen Belangen überlegene, laufstarke und spielfreudige Titelverteidiger deckte schonungslos die Schwächen der Spandauer auf, die sich fast widerstandslos dem Lauf der Dinge ergaben und in der Schlußphase zu Statisten degradiert wurden. Selbst über eine zweistellige Heimniederlage hätte sich der SSV, der kaum noch Mittelmaß darstellte, nicht beklagen dürfen. Der FCB knüpfte dagegen an seine starke Leistung an, die er zwei Wochen zuvor bei Tennis Borussia bot. Durch frühzeitiges Stören und entschlossene Zweikampfführung ließ er den Gegner gar nicht erst zur Entfaltung kommen. Bereits vor der Pause beherrschten die glänzend aufgelegten Rambow und Rehbein das Mittelfeld. Der quirlige Rehbein entzog sich der ohnehin halbherzigen Bewachung durch Dobrunz mit ständigem Positionswechsel. Rambow stand zwar weniger Raum zur Verfügung, schlug aber mitunter geniale Pässe. Das verletzungsbedingte Ausscheiden von Argüder und Henklein wirkte sich verheerend für die Spandauer aus.

Mit dem schwerfälligen Chaloupka als Libero ging die Ordnung in der Abwehr völlig verloren. Neben dem früheren FCB-Profi enttäuschten aber auch andere erfahrene Spieler wie Schramm und Brandt. Schramms Fehlerquote blieb trotz seiner Paraden gegen Schüsse von Rambow (7. und 72.), Thiel (61.), Brestrich (17-m-Freistoß, 77.), Rehbein (86.) und Franke (89.) ungewohnt hoch. Brandt scheiterte bei der besten SSV-Chance nach Paß von Schlegel freistehend aus vier Metern an Oster (45.). Boldt, ebenfalls ein vermeintlicher Leistungsträger, fiel nur durch sein Foul an Michal besonders auf, das ihm bereits nach zwei Minuten die gelbe Karte einbrachte. Nicht ganz so schlecht zog sich Torjäger Dietrich aus der Affäre, obwohl sein Gegenspieler Reckmann bärenstark - wie vor 14 Tagen gegen Goulet auftrumpfte. Während beim SSV schwere Zeiten anbrechen und die Moral im Eimer zu sein scheint, befindet sich die junge und spielstarke FCB-Elf auf dem Vormarsch. Werden ihre guten Tage zur Regel, ist für die Hohenschönhauser noch alles drin.

Spandauer SV 1894:
Schramm; Henklein (49. Ziemdorf); Niederhübner, Argüder (46. Jonekeit); Schlegel, Chaloupka, Boldt, Dobrunz, Kuffler; Brandt, Dietrich
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Starp (46. Nicol), Reckmann; Jesse, Michal, Rehbein, Rambow, Thiel; Pastorek, Jopek (72. Franke)

0:1 Rambow             (37.)
0:2 Jesse              (58.)
0:3 Jopek              (63.)
0:4 Brestrich          (70.)
0:5 Pastorek           (74.)
0:6 Pastorek           (86.)
0:7 Nicol              (87.)

Schiedsrichter:        Schulz (Berlin)
Zuschauer:             387

Horst Bläsig, Fußballwoche, 12.10.1992