09. Spieltag 1992/93: Berliner TC Borussia - FC Berlin 2:1

Sandstoe sorgte für glücklichen Sieg / Titelverteidiger setzte Spitzenreiter nach der Pause unter Druck
Ein hartes Stück Arbeit mußte der Spitzenreiter verrichten, ehe sein neunter Sieg im neunten Saisonspiel perfekt war. Der glückliche Erfolg hing am seidenen Faden, als der starke Titelverteidiger aus Hohenschönhausen nach der Pause die Lila-Weißen nahezu ununterbrochen in deren Hälfte einschnürte. Fast wäre dem stets gefährlichen Pastorek noch der erneute Ausgleich gelungen, doch als eine Jesse-Flanke durch die Beine von Lenz sprang, konnte auch der überraschte Tscheche den Ball in aussichtsreicher Position nicht mehr unter Kontrolle bringen (86.). Zwei grundverschiedene Halbzeiten und ein gutklassiges Oberliga-Spiel sahen die insgesamt rund 2.500 Zuschauer. Die Charlottenburger besaßen ihre besten Gelegenheiten in der Anfangsphase, als der FCB zwar bereits im Mittelfeld strikte Manndeckung zu praktizieren versuchte, aber den ballführenden Gegner nicht nur beim Führungstreffer ungehindert zum Torschuß kommen ließ.

Theiss aus 18 Metern (3., Oster faustet gerade noch zur Ecke), Lenz mit Seitfallzieher (19., Oster wehrt ab) und Schuß von der Strafraumgrenze (31., über das Tor) sowie Muschiol (40., kann den Ball nicht mehr drücken) nahmen derlei Einladungen an, konnten den Vorsprung aber nicht ausbauen. Nach der Pause besaßen lediglich noch Borkowski (54.) und Muschiol (67.) weitere Chancen, die Oster jedoch zunichte machte. Daß die Borussen vornehmlich durch Distanzschüsse für Gefahr sorgten, lag auch an dem geringen Spielraum, den die jungen Reckmann und Starp den Spitzen Goulet und Hirsch gewährten. Zudem fehlte TeBe ein Spiellenker: Hajszan plagte sich mit einer Oberschenkelverletzung herum und wich zu häufig auf die linke Seite aus, während beim von Rehbein und Michal stark beanspruchten Muschiol Licht und Schatten wechselten.

Angesichts der noch größer gewordenen Personalprobleme (neben Wehrmann fiel auch Schröder durch eine im Training erlittene Oberschenkelzerrung aus) konnte TeBe-Trainer Willibert Kremer froh sein, daß sich Civa (als Manndecker gegen Jopek) und Borkowski gut einfügten. Der vom überragenden Rehbein angetriebene FCB deckte aber, gerade wenn er über die Flügel angriff, die Schwächen des bis dato kaum geforderten Spitzenreiters schonungslos auf. Hätte Jesse auf der rechten Seite mehr aus seinen Freiräumen gemacht, präziser abgespielt und geflankt, wäre TeBe wohl in noch größere Verlegenheit geraten. Trainer Jürgen Bogs (FCB): "Wir haben ein Super-Spiel hingelegt. Leider gerieten wir zweimal durch Abwehrfehler in Rückstand. TeBe ist zwar zurecht gegenwärtig die Nummer eins in der Oberliga, aber wir geben noch lange nicht auf".

Berliner TC Borussia:
Rudwaleit; Theiss; Civa, Lenz; Buder, Wroblewski, Muschiol, Hajszan (78. Arndt), Sandstoe; Goulet, Hirsch
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Starp, Reckmann; Jesse, Michal, Rehbein, Rambow, Thiel; Pastorek, Jopek

1:0 Borkowski          (10.)
1:1 Pastorek           (66.)
2:1 Sandstoe           (71.)

Schiedsrichter:        Augar (Berlin)
Zuschauer:             2.500

Horst Bläsig, Fußballwoche, 28.09.1992