07. Spieltag 1992/93: BSV Stahl Brandenburg - FC Berlin 4:1

Werner Rank fand die Lücken / Zweifacher Torschütze belebte Spiel - FCB-Abwehr ein Torso
Folgerichtige Überlegung von Stahl-Trainer Werner Voigt: Wer sich die Suppe eingebrockt hat, soll sie gefälligst auch wieder auslöffeln! Sie bestimmte seine Entscheidung, an der Besetzung vom jüngsten 0:5-Debakel bei BB festzuhalten, jedem einzelnen aber dies auf den Weg mitzugeben: "Ich erwarte, daß ihr euch rehabilitiert." Vom Ergebnis her gelang es am Ende überzeugend, unter dem Aspekt einer dringend erforderlichen Leistungssteigerung jedoch nur bedingt. Also lebt der Sieger weiterhin mit gewissen inneren Widersprüchen, bevor nun Tennis Borussia am Sonnabend in Brandenburg erwartet wird. Auf der Tribüne sitzend, gab sich TeBe-Trainer Willibert Kremer wie viele andere auch erstaunt darüber, wieviel Zeit Stahl für die Bewältigung innerer Unruhe in Anspruch nahm, bevor es endlich, reibungslosen Angriffsfußball mit einigen durchaus attraktiv herausgespielten Toren zu sehen gab.

Taktisch darauf orientiert, übermäßig viele Kurzpaß-Kombinationen im Mittelfeld zu vermeiden, sich auf gradlinigen und nach Möglichkeit auch schnörkellosen Fußball zu besinnen, verfiel man beim BSV ins Gegenteil: Lange Schläge zumeist schon aus der Abwehr heraus, die kaum verwertbar waren. Keine Frage, da spielte die Nervosität mit dem zweifellos lobenswerten Vorsatz, alles viel besser zu machen als zuletzt, eine entscheidende Rolle. Da der FCB zur allgemeinen Verwunderung keine Mittelfeld-Bindung erreichte, sich in Stil und Gangart auf den Gegner einpegelte, blieb das Niveau der ersten 45. Minuten weit unter jenen Ansprüchen, die man eigentlich an ein Spitzenderby stellt. Fehler über Fehler, Referee Feibig einbezogen, der Stahl mit seiner unerklärbaren Elfmeterentscheidung praktisch das Tor zum späteren Sieg öffnete.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn keine der beiden Mannschaften verdient, doch Stahl pulverte sich danach gehörig auf und beherrschte den in der Deckung teilweise herumirrenden Kontrahenten schließlich klar. Als Rank, mit fünf Treffern nunmehr klar die Nummer 1 in der Brandenburger Rangliste, nach 86 Minuten vom Feld ging, galt ihm Beifall für eine enorme Nachpausenleistung. So will ihn Voigt erleben: Drangvoll in Zweikämpfe gehend, rastlos in der Bewegung, die auch diesmal zermürbende Wirkung hatte. Über ihn zog Selbstsicherheit ein, um die man lange genug gerungen hatte, kamen gestochene Vorlagen in die Tiefe (Niebel, Schulz, Demuth), war der Rhythmus insgesamt gefunden. Wie es der FCB ohne ernsthafte Anzeichen eines energischen Aufbäumens hinnahm, war allerdings enttäuschend. Keine Strategie, kein Biß - eher ein sang- und klangloser Ausstand!

BSV Stahl Brandenburg:
Weigang; Drabow; Schmidt, Niebel; Bletsch, Schlumberger, Lindner, Rose (76. Voß), Demuth; Rank (86. Hartmann), Schulz
FC Berlin:
Oster; Brestrich; Michal, Starp; Jesse (58. Zöphel), Rehbein, Rambow, Richert (53. Nicol), Thiel; Pastorek, Jopek

1:0 Drabow             (16., Foulstrafstoß)
2:0 Rank               (62.)
3:0 Bletsch            (63.)
3:1 Pastorek           (70.)
4:1 Rank               (74.)

Schiedsrichter:        Feibig (Osterburg)
Zuschauer:             800

Dieter Buchspieß, Fußballwoche, 14.09.1992